Mit X-Men Origins: Wolverine eröffnete das Sommerblockbuster-Kino – leider jedoch dürftig. Sunnyboy (oder -man) Hugh Jackman hangelt sich hier durch ein Actionfeuerwerk à la Hollywood, welches einmal mehr mit Munition und pathetischen Dialogen nicht knapp zur Hand ist. Begleitet wird das ganze Spektakel von einem Score aus der Feder des nimmer müden Harry Gregson-Williams. Seine Musik ist irgendwo zwischen Narnia 2 und seinen Drumloops aus den Tony Scott-Action-Schinken anzusiedeln – und leider kein Zentimeter darüber hinaus.
So manchen Komponisten ereilt ja das Schicksal, dass er immer wieder über den einen Score definiert wird. Sei es James Horner, dessen Werke immer wieder an Braveheart und Willow erinnern oder beispielsweise auch John Powell, welcher seinem Actionsound mit Paycheck eine häufig vertraut klingende Richtung gegeben hat. Im Falle von Harry Gregson-Williams kann wohl Kingdom of Heaven als dieses Werk betrachtet werden. Während es besonders für Gregson-Williams Narnia 2 Score eine nicht zu leugnende Inspirationsquelle gewesen sein musste, so steht nun zweiterer (und damit indirekt ersterer auch) auch für Wolverine wieder Pate.
Das erste Stück, Logan through Time, wartet mit den gewohnt bumpy-Rhythmen auf und wird von kräftigem Chor begleitet. Die Chor-Elemente erinnern unweigerlich an Kingdom of Heaven (oder eben Narnia 2). Dies muss nicht primär schlecht sein, doch der Originalität bricht damit natürlich ein herber Zacken ab. Das Stück Lagos, Nigeria lässt mit dem verheissungsvollen Titel auf exotische Perkussionseinsätze hoffen, doch setzen diese stark in den gewohnt westlichen Filmmusiktönen gefangen erst gegen Ende ein und lassen somit auch hier den Hörer und seine Erwartungen stets etwas stehen. Mit Kayla darf dann noch der emotionale Kern der Story angesprochen werden. Dazu benutzt Gregson-Williams Klavier und leises E-Gitarren-Spiel, auch nicht die Ausgeburt der Originalität. Das Amalgam aus gesagten Instrumenten resultiert in einem vor sich hinplätschernden melancholischen Stück Musik, das leider kaum hängen bleibt. Den Zenit erreicht das Album mit Adamantium: ein kraftvolles Stück, das jedoch leider fast ein zu eins aus Narnia 2 stammen könnte, wären da nicht die storybedingt stärkeren elektronischen Einflüsse (ein Element, dass diesen Score noch am deutlichsten von den genannten musikalischen Vorläufern absetzt).
In diesen vertrauten Mustern klingt der Score dann auch aus. Deadpool und The Towers Collapse untermalen den Showdown des Films und fallen entsprechend wuchtig aus. Chor und Orchester dürfen nochmals Alles geben und die Perkussion donnert um ihr Leben. Mit Memories Lost kommt dann noch der wieder etwas melancholische Schluss(verlust), welcher jedoch mit dem „… I’ll Find My Own Way“ wieder schön ad acta gelegt wird. So stürmt dann Wolverine wohl wieder in sein nächstes Abenteuer.
Fazit: Die Musik zu X-Men Origins: Wolverine von Harry Gregson-Williams ist sicherlich passend zum Film und enthält auch in jedem Ton dessen Handschrift. So wird der Score dann auch all seinen Fans der lauteren Musik bekommen (und den Fans des Films), doch der an Originalität interessierte Filmmusikhörer wird in diesen 45 Minuten leider kaum etwas finden, dass ihn zum Tier werden lässt. Nicht gut, nicht schlecht, nicht haftend. Next!
X-MEN ORIGINS: WOLVERINE Harry Gregson-Williams Colosseum/Varèse Sarabande 45:22 Min. / 14 Tracks
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