Wolfen ist ein beeindruckender Film, der mich damals auf Video, lang ist’s her, sofort in seinen Bahn zog. Nicht nur ist die Story etwas besonderes, auch der Einsatz der Steadycam, die optischen Effekte und die bemerkenswerte Besetzung mit Albert Finney in der Hauptrolle fügen sich zu einem gelungenen Streigen zusammen. Der Film erzählt von unerklärlichen, bestilianischen Morden in New York, die Finneys Charakter – er spielt einen schrulligen Cop – zu lösen versucht. Dabei stösst er auf mysteriöse „Bewohner“ im heruntergekommenen Stadtteil Bronx.
James Horner stand 1981 kurz vor seinem ganz grossen Durchbruch, als er das kurzfristige Engagement für Wolfen erhielt. Craig Safans (übrigens sehr empfehlenswerter, atonaler und experimentierfreudiger) Score fiel einer turbulenten Post-Production zum Opfer und Horner musste in nur 12 Tagen 40 Minuten Musik abliefern. Interessanterweise gelangen dem jungen Komponist in solchen Situationen des öfteren überraschend starke Resultate, das war später bei Aliens (ein hin und her mit dem Regisseur) oder auch Krull, bei dem er sich überarbeitet und ausgebrannt fühlte, der Fall.
Wolfen – um gleich beim Thema oben zu bleiben – enthält so einiges, das wir später in Aliens hören werden. Insbesondere die treibenden Actionstücke sind unverkennbar James Horner, aber auch die einsame Trompete, die mit Echoeffekten angereicherten Instrumente (yep, Jerry Goldsmith, klar) und die effektvoll eingesetzte Perkussion.
Im ersten Stück, Main Title sind gleich drei der wiederkehrenden Motive zu hören, einerseits das 6-Noten Spannungsmotiv (hier zunächst im Bassbereich zu hören), dann ein Zweinoten-Motiv (Klavier, Xylophon) für die Einführung gefahrvollerer Momente und das einsame Trompetenthema. Später lässt er dieses beispielsweise auch von Querflöte und Fagott spielen und verleiht ihm damit in Indian Bar einen mysteriösen Anstrich – geschickt gemacht, denn in dieser Szene offenbaren sich dem Polizisten ungeahnte Einblicke (ein mit fast 7 Minuten beinahe schon „typisch“ langer Horner Track – optimistischer und hoffnungsvoller als alles vorangegangene im Score).
Ab Minute 3 in Van der Deer’s Demise drückt Aliens stärker denn je durch. Vieles was Horner in Camerons SF-Klassiker verwenden würde, ist hier zu hören – abgesehen vom „Horner-Drive“ des Actiontracks auch atonale Passagen, die den Hörer in Aliens das Gruseln lernen werden. Mehr auf Spannung denn auf Action ist In the Churchgemacht. Hier sind es echoisierte Perkussion (u.a. auch Huxleys Blaster Beam) und ein ungutes Gefühl vermittelnde Violinen, die Horner einsetzt.
Drückt Horner noch mehr auf die Tube (und Tuba…), dann geht es wie in Wolfen Run to Church deftig ab, mit tiefem Blech und Horners damaligem Trademark Actionmotiv in den Trompeten. In Whittington’s Death setzt Horner dem Spektakel noch sein Trompetenthema aus der Titelmusik hinzu. An Action mangelt es bei Wolfen also wahrlich nicht und für 1981 muss das durchaus frisch und anders geklungen haben (als es jetzt nach 30 weiteren Jahren James Horner tut).
Erstmals zur Ruhe kommt der Score erst in Rebecca’s Apartment, in dem Horner ein Liebesthema erklingen lässt. Doch die Liebenden sind nicht alleine, was Horner sehr schnell deutlich macht. Die beiden letzten Stücke, The Final Confrontation und Epilogue and End Creditsbeenden den Score auf bemerkenswerte Weise, ein toller Abschluss einer durchaus gelungenen, stellenweise sehr guten Musik.
Für einen Horner-Fan ist Wolfen ein Muss, stellt die Musik doch den Übergang vom B-Film zum finanziell besser gestellten Studiofilm im Oeuvre des Komponisten dar. Ausserdem ist sie eine der besten Genremusiken Horners, ein Filmgebiet, das er später nicht mehr allzu oft betreten hat.
Begleitet wird die CD mit einem durchaus gut gemachten Booklet. Etwas erstaunt hat mich die Tonqualität, die für einen „erst“ 30jährigen Score etwas dumpf und muffig daherkommt. Dennoch wieder eine Veröffentlichung, die einen dazu bringt das Bootleg (damals mit Deadly Blessing gekoppelt) brav in den verstaubten Teil des CD-Regals zu stellen.
WOLFEN James Horner Intrada Special Collection 18 46:29 Min. / 13 Tracks
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