Paul Verhoevens Version von Robert Heinleins Buch teilte das Kinopublikum gleich in mehrere Lager: Die einen, die den bitterbösen Sarkasmus, die Parodie auf Propagandafilme zu Zeiten des zweiten Weltkriegs und des Nationalsozialismus sowie die Seitenhiebe auf die Medienlandschaft , heute aktueller denn je, schätzten. Die, die in Starship Troopers allem voran einen hervorragend gemachten Actionfilm mit grandiosen Effekten sahen und schliesslich die Heinlein-Fans, die so manches aus seinem Buch vermissten. So gut wie einig war man sich aber stets was die Musik von Basil Poledouris anbelangte und bald wurde der Ruf nach einer Langversion des Scores laut. Wie sollten 36 Minuten zu so einem monumentalen Science Fiction Film genügen können? Varèse Sarabande musste für die 36 Minuten Version von 1997 einiges an Kritik einstecken, auch wenn das hauptsächlich Action orientierte Programm der CD sich durchaus gut machte – nur allzu schnell vorbei war es eben. Wer sich nicht dazu hinreissen liess das Bootleg, das in der Sammlergemeinde durchaus bekannt war, zu erstehen, musste sich gedulden: Fast 20 Jahre dauerte es, ehe das selbe Label Gnade walten liess um den gesamten 88 minütigen Score in seinem Club Programm zu veröffentlichen. Zwischenzeitlich ist Basil Poledouris, viel zu früh, verstorben, nur einer der schmerzhaft viele Löcher hinterlassenden Verluste in der Filmmusik. Nicht zuletzt dank der wunderbaren Komplettfassungen von Robocop und Conan the Barbarian, ebenso weniger populärer Scores wie Breakdown, Quigley Down Under oder Hunt for Red October, lebt die Erinnerung an diesen tollen Komponisten weiter.
Natürlich beginnt Starship Troopers mit dem Marsch, „Fed-Net 1/Bug Attack on Newsman“, gleich danach folgt der erste von einigen lyrischen Cues, die auf der alten Varèse so gut wie keinen Platz fanden: „Kiss in the Park“. Eine Variation des Hauptthemas ist in „Friends Forever“ zu hören, während „Transporting“ uns an Momente aus Blue Lagoon und Farewell to the King erinnern. Insgesamt ein sehr ruhiger Start, der erst von Track 6 „Fed-Net 2/Crime and Punishment“ (hier ist auch der Blaster Beam Effekt zu hören, seit Jerry Goldsmiths Star Trek-The Motion Picture keine Unbekannte.), eigentlich jedoch erst vom währschaften „Carmen’s Shuttle Ride“ unterbrochen wird. Frühestens hier, aber spätestens mit „A Call to War/Bad News from Home“ und „War!“ legt der Score an Tempo und Intensität zu. Natürlich sind die mächtig deftigen Actionstücke das Nonplusultra in Starship Troopers und die zweite Hälfte ist von ihnen deutlich geprägt. Mit Einbezug der romantischen, ruhigeren Stücke, Spannungstracks („Rico’s Roughnecks“) und der Fed-Net Fanfaren wird Poledouris› Score aber noch eine Spur abwechslungsreicher und keine reine Hör-Tour-de-Force. Die Actionmusik ist famos, die unverwechselbaren Poledouris Instrumentierungen – übrigens nur wenig Elektronisches – und die Wucht des Orchesters (mit seiner riesigen Blechblasabteilung) machen unheimlich Spass.
Es ist vielleicht erstaunlich, aber ja, damals fand man Muse einen solchen vollbepackten Score leitmotivisch aufzubauen. So gibt es solche für jenste Charaktere, sogar für die wütend angreifenden Riesenkäfern erarbeitete Poledouris verschiedene Motive, aber auch die „Helden“ werden musikalisch betreut, sei es Rico, die Pilotin Carmen oder der kantige Rasczak.
Nur gerade zwei und ein teilweise nicht verwendeter Track finden sich auf den beiden CDs: „Klendathu Battle“ (von dem es auch noch eine Version 1 auf CD 2 gibt), „The Fleet Limps Home“ und der oben erwähnten „Kiss in the Park“.
Ein wirklich grosses Lob gibt’s für die Klangabteilung. Die Musik klingt fantastisch und wundervoll transparent (man schwelge bei „Klendathu Drop“ oder „Radio Shack/Whiskey Outpost Pt. 2/Death of Dizzy), es verwundert wirklich was manchmal noch herauszuholen ist – umso schöner, dass das vollmundige „sounds better than ever“ ab und an doch zutrifft.
Die Frage, ob man denn diese Version braucht, wenn man die alte Varèse Scheibe besitzt, kann ohne Zögern mit einem kurzen aber heftigen „JA!“ beantwortet werden. Poledouris Fans, aber auch Anhänger orchestraler Scores mit einem Hang zu deftig Fleisch am Knochen werden ob dieser Doppel-CD mit der Zunge schnalzen. Abgerundet wird das Album mit einem feinen 24-seitigen Booklet.
STARSHIP TROOPERS (The Deluxe Edition) Basil Poledouris Varèse Sarabande Club CD 1: 49:47 Min. / 24 Tracks CD 2: 55:03 Min. / 11 Tracks Limitiert auf 3000 Stück
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