Goldsmith & Rambo – eine Waffenbrüderschaft, robust, ähnlich dem Wiederverkaufspreis von Playmobil. Jerry Goldsmith verstarb 2004, sein Style fehlt einfach. 80er-Action-Düse: RAMBO FIRST BLOOD PART II NEW EXPANDED EDITION ORIGINAL FILM SOUNDTRACK schöpft aus vollem Synthe-Orchester-Bombardement – Altmeister Goldsmith beglückt hier mit verschwitzter, experimenteller Silva-Screen-Feuer-frei-Packung.
LP’s, Kratzer, Knackser: So schmeckte einst Analog-Hörerlebnis-Welt. Die 15-Tracks-bleihaltige RAMBO II-Colosseum-Schallplatte von 1985 („Original multi-track analog recordings mixed by Sony 1610 digital system“) verstand es, Plattenspielernadeln vibrieren zu lassen. Im Gegensatz dazu: Langweilige deutsche Track-Titel wie „Titelmusik“, „Vorbereitung“, „Der Sprung“, „Flucht aus der Folter“, „Vom Pfeil getroffen“ – allesamt wahre Goldsmith-Soundtrackperlen des Rummsbummskawumms-Krachers.
Materialnachschlag: 1999 erstrahlte die vorliegende Silva-Screen-CD. Bislang schmerzlich vermisste Tracks: „The Map“, „The Pirates“, „The Camp / Forced Entry“, „River Crash / The Gunboat“, „Bring Him Up / The Eyes“ und „Village Raid / Helicopter Flight“ – endlich kamen sie, abseits vom Filmtumult, zu Gehör. Alte Bekannte: „The Snake“ (ja, also „Die Schlange“) und „Stories“ (Rambo und Co Bao kommen sich bei „Erzählungen“ näher) flankieren jetzt Track 6, „The Pirates“: Ein dumpfes, geniales Synthe-Stück für finstere Banditen, Kohle, Deal und typischen Rambo-Touch, atmosphärisch wunderschön. Mitreissend, verspielt: Track 15, „Revenge“: Was Goldsmith da, speziell ab Minute 3:18, runter feiert ist ein klassischer Ohrwurm, maßgeschneidert für Stallone und ganz schlecht für das Huhn. Polterndes Schlagwerk: Goldsmith „untermalt“ damit Rambos Bodycounts: Track 9, „The Cage“, Track 15, „Revenge“, brachial-filmisch effektiv. Koppelt man Goldsmiths Soundtrack komplett ab von Film-„Realität“, Verstand und Gewissen: Die Scheibe kann was.
Über Jahre (z.B.: in Junggesellen-Zeiten) getestet: Weite Teile vom herrlich-dreckigen Soundtrack taugten ideal zur Motivation, anlässlich Staubsaugen, Feudeln, Abwasch etc. Gewiss, die Lautstärke musste passen (Track 13, „Escape From Tortue“, Track 17, „Pilot Over“, Track 18, „Village Raid / Helicopter Flight“, Track 19, „Home Flight“). Vorläufiges Outro: Gemessen am lauten Filmmusik-Löwenanteil klingt Track 20, „Day by Day“, nach Meditation: Der Showdown ist vorbei, letztes Treffen Rambo / Col. Trautman – moralisches Zwiegespräch (mehr: Rambo-Monolog) über zweifelhaften Umgang der Gesellschaft mit US-Veteranen.
Schauspielerei bedeutet eben auch, wenn das Drehbuch es wünscht, dass Stereotypen gefragt sind. Im 2. Rambo-Movie wird davon reichlich aufgetischt. Ist man ebenso kompromisslos wie das Werk selbst, liegt es nahe: Der Soundtrack – das Beste, was diesem Ballerfilm zustoßen konnte. 2016 rollte nochmal Rambo-II-Soundtrack-Nachschub: Phil Blumenthal’s Review
RAMBO: FIRST BLOOD PART II (35MM MIXES AND EXTRAS). Der Inhalt bestand zum einen aus obiger `99er-Silva-Screen-Tracklist – weiter im Gepäck zwölf so noch nicht gehörte Stücke, den Reigen eröffnete Goldsmiths wonniges „Carolco Logo“. Sinn und Zweck bei „Stories“ (Overlay, Trumpet Stripe Only), „Ambush“ (Early Take), „Revenge“ (Early Mix), „The Map“ (Alternate) und „Helicopter Fight“ (Alternate) halten sich in Grenzen, unterscheiden sie sich nur in Klang oder Nuancen vom gleichnamigen Material, welches im Film eingesetzt wurde. Hartgesottene könnten „Percussion No. 1 u. No. 2“. als Klingeltöne entdecken. Interessant auf jeden Fall: „End Credits (Original)“ – hätte dem Film nicht geschadet, mit völlig losgelösten Melodien. Und 2x Promo-Tracks – Rememberfeeling rüber zur Instrumentalversion von FIRST BLOODs „It’s A Long Road“.
RAMBO FIRST BLOOD PART II Jerry Goldsmith Silva Screen Records 738572109622 21 Tracks inkl. 1x Song
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