Red Krokodil

In Red Krokodil (2012) erzählt Regisseur Domiziano Cristopharo eine eigenwillige Geschichte: Ein von Krokodilen besessener Mann findet sich eines Tages in einer post-apokalyptischen Zukunftsstadt ähnlich Tschernobyl wieder. Aufgrund der Unmengen an Medikamenten, die er einwerfen muss, entwickelt er Halluzinationen und Wahnvorstellungen. Unter deren Einfluss beginnt er, sein Äusseres, sein Verhalten und sein Auftreten mehr und mehr an seine Psyche anzugleichen und nimmt damit in mehrerlei Hinsicht Krokodil-ähnliche Züge an.

Die Filmmusik zu diesem „abenteuerlichen“ Streifen stammt von Alexander Cimini. Ihm gelingt eine spannende Mischung aus atmosphärischen, unangenehmen und sehr lyrisch-intimen, dramatischen Kompositionen. Dabei ist interessant, dass für die Filmmusik zu Red Krokodil nicht nur Musik von Cimini verwendet wurde, die er spezifisch zu diesem Film geschrieben hat, sondern zusätzliche Musik Ciminis, die er für die Videoart-Präsentationen „C_age“ und „W(t)omb“ sowie für den Film M.A.R.C.O. (2010) komponierte. Diese Kombination verschiedener Filmmusiken darf als mutiger Schritt betrachtet werden, doch das Ergebnis funktioniert: auch wenn die Filmmusik zu Red Krokodil zwei scharf sich abgrenzende Ideen in sich vereint, wirkt die Kombination stimmig.

Das Album eröffnet mit dem Stück C_age, eine extrem kühle, atmosphärische Komposition. Doch es lohnt sich, diese über sich „ergehen zu lassen“, denn was folgt ist das wunderschöne und lyrische Red Krokodil Main Theme, welches die zweite Seite der Filmmusik Ciminis beleuchtet und mit seinen klangschönen Violine-, Cello- und Klavierpassagen schlicht zu begeistern weiss. Der damit geschaffene starke Musikkontrast ist originell, wobei jedoch so mancher für das wiederholte Hören des Albums mehr auf diese dramatischen Kompositionen Ciminis fokussieren und die rein atmosphärischen Kreationen wie C_age, Endless Roads und W(t)omb überspringen dürfte. Zur Musikwelt von Red Krokodilgehört zudem auch das Stück Capuccetto6 von Komponist Gabriele Verdinelli, welches ebenfalls mit vielen Dissonanzen und atmosphärischen Spielereien aufwartet und entsprechend ähnlich der Albumeröffnung als reines Hörerlebnis sehr anspruchsvoll geworden ist.

Die Schweibe schliesst mit dem 7-minütigen Bonusstück Passion and Love?, welches Alexander Cimini für den Film Hyde’s Secret Nightmare (2011) komponierte. Nachdem bereits Red Krokodil viel schöne Musik zu bieten hatte, ist dieses Albumfinale das Highlight. Hier präsentiert Cimini ein Ohrwurm-Thema sondergleichen, welches er im Wechselspiel zwischen Klavier und Streichern zu mitreissender Kraft erwachsen lässt. Eine fantastische Komposition, die man nicht mehr aus dem Ohr kriegt.

Dieses Album kann jedem Filmmusik-Interessierten wärmstens empfohlen werden und es bleibt zu hoffen, dass man von Alexander Cimini bald weitere Musik zu hören bekommt.

Basil, 13.11.2014

 

RED KROKODIL

Alexander Cimini

Kronos Records

42 Min./13 Tracks

 

 

 

 

 

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