Le petit prince

Wer kennt sie nicht, die Geschichte vom kleinen Prinz?! Mit Le Petit Prince(2015) erhält die weltberühmte Erzählung von Antoine Marie Jean-Baptiste Roger Vicomte de Saint-Exupéry – kurz Antoine de Saint-Exupéry (1900–1944) – von 1943 eine weitere filmische Umsetzung. Dieses Mal als Animationsstreifen von Regisseur Mark Osborne. Für die Filmmusik konnte er erneut Hans Zimmer verpflichten, der 2008 bereits seinen Hit Kung Fu Panda vertonte. Während Zimmer für Kung Fu Panda mit John Powell zusammenspannte, holte er für Le Petit Prince Richard Harvey und die französische Sängerin Camille ins Boot. In einem Interview vom 23. Juli 2015 mit Film.Music.Media (F.M.M.) erzählte Harvey, dass sich Zimmer zusammen mit Camille primär um die drei Songs kümmerte, während man von ihm einen Score mit ausgeprägter klassischer Note wünschte. Hierfür habe er viele Arbeiten von grossen französischen Komponisten studiert, beispielsweise Maurice Ravel (1875–1937), Claude Debussy (1862–1918) und Charles Camille Saint-Saëns (1835–1921). Aber auch Alexandre Desplats Filmmusik für den Animationsfilm Fantastic Mr. Fox (2009) habe den Machern und ihm als Inspirationsquelle für „skurrile akustische Klänge“ gedient. Dem Ergebnis hört man die Einflüsse an: die ganze Scheibe klingt durchwegs merkwürdig vertraut – kaum ein Stück, das man nicht ebenso gut in einem Bruno Coulais- oder Yann Tiersen-Score platzieren könnte, das als Anlehnung an eine Horner Kinderfilmmusik dienen könnte. Und in u.a. The Journey und The Absurd Waltz schwingen Stilismen à la Rhapsody in Blue des US-amerikanischen Broadwaykomponisten George Gershwin mit. All diese wahren und vermuteten Einflüsse sind wunderbar und so ist denn auch die Musik von Le Petit Princemeist sehr geschmeidig und leicht anzuhören und zu geniessen, doch nach dem Hören vermisst man jegliche individuelle Note; kein starkes, eigenes Thema klingt nach. Das ist enttäuschend, zumal Richard Harvey in der Vergangenheit mit wunderbaren Chorkompositionen wie Kyrie for the Magdalene aus The Da Vinci Code (2006) zu begeistern wusste. Nicht, dass solche oder ähnliche Klinge hier passen würden, doch vermisst man in dieser Musik jegliche Gravitas. Die Musik schwirrt, funkelt und träumt vor sich hin, doch scheint mit jedem Stück eine neue Idee anzuklingen, statt dass sich ein zusammengehörendes Ganzes herausbildet.

Verglichen mit der Orchestermusik sind die Songs mit französischen Liedtexten von Camille schon einiges „eigenwilliger“. Die Melodie von Suis-moi hat Ohrwurmcharakter und ist charmant und zuckersüss. Auch Equation scheint für den Film sehr passend. Hingegen fällt das Piaf-ähnliche Le Tour de France en Diligence etwas aus dem Rahmen. Es wäre jedoch nicht verwunderlich, wenn Zimmer und Camille mit Suis-moi eventuell gar bei den Oscars mitmischen würden. Man wird sehen. Zu den Songs hatte Harvey im Interview mit F.M.M. zudem Interessantes ausgeführt: Die Macher wollten zuerst englisch getextete Songs im Film haben, doch Zimmer habe auf französische Lieder im Chanson-Stil bestanden, um damit eine engere Verbindung mit dem literarischen Stoff und dessen kulturellen Verankerung zu schaffen. Zudem wurde der ursprünglich angedachte Frauenchor für einzelne Score-Stellen gegen wortlosen Gesang von Camille ausgetauscht, um damit den Klang der Songs stärker mit jenem des Scores zu verbinden.

Fazit: Die Filmmusik zu Le Petit Prince bietet tolle Songs und eine zwar wohlklingende, aber gänzlich austauschbare Orchestermusik. Schön, solange sie spielt; vergessen, sobald sie ausgeklungen hat. Das ist schade.

Basil, 5.8.2015

 

LE PETIT PRINCE

Hans Zimmer, Richard Harvey, Camille

Because (Warner Music)

61:32 / 25 Tracks

 

 

 

 

 

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