Eigentlich beginnt The Last Airbender mit Airbender Suitevielversprechend, fast schon hätte ich die beinahe durchwegs sehr positiven, um nicht zu sagen überschwenglichen Reaktionen auf die CD nachvollziehen können (ein Kritiker sprach sogar von der Liga Supermans, in die sich Howard mit diesem Score heben würde). Doch bekanntlich soll man den Tag nicht vor dem Abend oder die CD nicht vor der Mitte loben.
Schon ab Track 3, The Avatar has Returned „gibt Howards Musik nach“, beziehungsweise erschlägt einem das ganze Ambiente. Was folgt ist aufgemotzter Orchesterbombast, der, um zum Thema aufgemotzt zurückzufinden, wie ein mit Front-, Heck- und Seitenspoiler versehenener, völlig übertrieben ausschauender Protzkarren wirkt. Das ist vor allen Dingen schade weil die vorangehenden Zusammenarbeiten mit M. Night Shyamalan jeweils zum Besten gehörten, was James Newton Howard in den letzten Jahren hervorbrachte. Für mich eigentlich sowas wie ein bisher sicherer Wert in einem ansonsten oft mauen Hollywoodjahr.
Mit The Last Airbenderverhält es sich leider nicht so. Was dem Score allem voran abgeht, ist eine gewisse Originalität oder Frische, ein gewisser Zwick, der mich zu vermehrtem Anhören verleitet hätte und eine irgendwie sonderliche Intimität, die in Musiken wie The Happening oder Lady in the Water zu hören war. Ebenfalls fehlt der erwähnte Wiedererkennungseffekt, der hier eigentlich nur auf Klotzen anstatt auf thematischer oder ausgefeilter Komposition beruht. Massig Schlagzeug, das zum ganz grossen Teil aus dem Sampler stammt (die vier aufgeführten Perkussionisten würden freilich nie eine solche Batterie bedienen können) und in manchmal allzu martialischer und ganz schön Zimmer’ischer Art und Weise vor sich hindröhnt. Howard klingt stellenweise ausserdem, wenn es mal etwas lyrischer zu und hergeht imme mal wieder nach James Horner – nicht, dass das etwas schlechtes an sich wäre. Motivisch aufgefallen ist eine 4-Noten-Tonfigur (in Airbender Suite zuerst zu hören) und ein, so scheint es davon, abgeleitetes, dramatischeres Motiv für Blechbläser. Ansonsten viel Kleinklein was Themen anbelangt.
So bleibt The Last Airbender ein Score, der auf Effekt aus ist und dem die kompositorischen Feinheiten leider abgehen. Empfehlenswert ist meiner Meinung nur die mehrmals erwähnte, eröffnende Suite mit einer Länge von rund 11 Minuten. – und das ist für eine 66 Minuten CD dann doch etwas zu wenig.
Per Netz habe ich erfahren, dass für die CD-Veröffentlichung aus Kostengründen (re-use fees) grosse Teile des Chors, der im Film (den ich bisher nicht gesehen habe) eine wichtige musikalische Rolle spielen soll, gekappt wurden. Das ist eine an sich sehr bedauerliche Massnahme, wenn ich auch rein von der Klangmasse, die von der CD auf einen niederprasselt, abzuleiten glaube, dass der Chor nicht unbedingt zu einem anderen Urteil geführt hätte – noch ein wuchtiges Klangelement mehr? Man kann es sich kaum vorstellen.
James Newton Howard war in letzter Zeit häufiger ein miss and match Komponist, von dem ich blind eigentlich so gut wie nichts mehr kaufte. The Last Airbender ist für mich musikalisch der erste wirkliche Shyamalan/Howard Fehlgriff und eine recht grosse Enttäuschung. Auf dass Besserung folgen möge!
THE LAST AIRBENDER James Newton Howard Lakeshore LKS341522 66:46 Min./12 Tracks
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