CONCLAVE

Nachdem Regisseur Edward Berger 2022 mit IM WESTEN NICHTS NEUES für Furore sorgte – eine visuell bedrückende bis stellenweise regelrecht blutrünstige Adaption des gleichnamigen Antikriegsromans von Erich Maria Remarque aus dem Jahr 1928 –, erntete er 2024 für CONCLAVE durchwegs viel Kritikerlob. Mit CONCLAVE gelang ihm eine packende Verfilmung des ebenfalls gleichnamigen Romans von Robert Harris, erschienen 2016. Dabei ist der Titel Programm: Der amtierende Papst stirbt – angeblich an einem Herzinfarkt. Dekan Lawrence (Ralph Fiennes) muss die Wahl des Nachfolgers organisieren und will dies möglichst würdevoll und geordnet tun. Doch schon bald stören scheinheilige Nettigkeiten, Intrigen und gar offene Anfeindungen unter den versammelten Kardinälen die Papstwahl.

Die Filmmusik komponierte Volker Bertelmann; auch bekannt unter dem Namen «Hauschka». Auch hier: Nachdem sein Oscar-Gewinn für IM WESTEN NICHTS NEUES neben einer sicherlich gewachsenen Bekanntheit bei vielen Filmmusik-Enthusiasten insbesondere auch für Unverständnis sorgte, wird seine Musik für CONCLAVE weitaus positiver aufgenommen. Im Film wirkt diese tatsächlich grossartig – die beklemmende, intrigante, teils gar feindselige Stimmung wird von Bertelmanns Musik hervorragend eingefangen. Gläserne, kühle Staccato-Streicherfiguren betonen den Machtpoker in den Gängen des Vatikans. Der eine wiederkehrende markante Streicherklang erinnert an eine reissende Saite; eine Assoziation, die aufgrund der Spannung im Film passend wirkt (oder daraus hervorgeht). Sakrale Klänge sucht man vergebens.

Neben dem kammermusikalisch aufspielenden Budapest Art Orchestra kommen punktuell Synthesizer und ein Schlagzeug zum Einsatz. Das Ergebnis reiht sich irgendwo zwischen Arbeiten von Clint Mansell und Hildur Guðnadóttir ein. Die motivische Leitidee erklingt erstmals im Stück «Tears» und entwickelt dann insbesondere in «Seal the Room», «Arrival» und «I Don’t Want Your Vote» eindringliche Stärke. Während diese Musik indes allem voran im Filmkontext überzeugt, präsentiert das Album mit «Postlude of Conclave» auch ein «Stand Alone»-Musik-Highlight des Jahres 2024.

So wie im Film nach erfolgter Papstwahl die Intrigen neuen Hoffnungen Platz machen, so schlägt dieses Filmmusik-Finale ebenfalls hoffnungsvolle Töne an. Dabei rückt Bertelmann ein Thema ins Zentrum, das zuvor eine Nebenrolle spielte und erstmals im Stück «Innocent» zu hören ist. Diese mal geheimnisvolle, mal melancholische Melodie wird vom Cello angeführt und von schwirrenden, flatternden Streicherfiguren umspielt. Hieraus entsteht eine regelrechte «Aufbruchstimmung», die das Filmende perfekt in Musik übersetzt und womit «Postlude of Conclave» auch abseits der Bilder prächtig unterhält. Die vorausgehenden Stücke sind indes allem voran im Film wirkungsvoll.

Basil  |  02.03.2025

CONCLAVE
Volker Bertelmann
Back Lot Music (Warner)
44:08 | 27 Tracks