Licence to Kill (La-La Land)

Timothy Dalton und Regisseur John Glen waren mit LICENCE TO KILL (1989) auf dem Weg dorthin, wo Daniel Craig schliesslich ein neues Kapitel des Geheimagenten seiner Majestät aufgeschlagen hat. Hart, kompromisslos, rücksichtslos. Aber der Film war seiner Zeit voraus und das Publikum wollte keinen solchen James Bond sehen – noch nicht. So musste Timothy Dalton, der in THE LIVING DAYLIGHTS (1987) gefallen hatte, seinen Platz räumen, den sechs Jahre später Pierce Brosnan einnahm.

Dennoch, LICENCE TO KILL war nicht ohne Erfolg. Einige Kritiker mochten den neuen, toughen Bond und das Publikum war dem Film in Europa und darüber hinaus ebenso gut gesinnt wie THE LIVING DAYLIGHTS. Allerdings spielte LICENCE in den USA weniger als sein Budget ein und das sorgte beim Studio und den Produzenten für heftige Fragezeichen und Stirnrunzeln, die schliesslich zu einem mehrjährigen Unterbruch von 007-Filmen führten.

John Barry war schwer krank und so sprang Michael Kamen ein, durchaus eine kluge Wahl angesichts des actionreichen Umfelds. Schade nur hatte Kamen mit dem Titelsong nichts zu tun, auch die übrigen verwendeten Lieder stammen nicht aus seiner Feder und kamen zu spät in die Produktion, als dass Kamen mit ihnen arbeiten konnte. So muss Kamen fast ohne eigentliches Hauptthema auskommen, aber immerhin kann er sich der fetzigen Bond-Motive von John Barry und Monty Norman bedienen – was er auch tat.

Dem Oberfiesling und dem Lokalkolorit schreibt Kamen eine akustische Gitarre und Flamencoklänge zu, mischt aber auch hier schon mal bondiges ein («Bond Sneaks Out»). Ich meine nebst Synthesizerklängen hie und da auch Kamens Synclavier-Streicher zu hören («Leaving Harbour», «Bond and Lupe»).

LICENCE TO KILL war bis zu jener Zeit ohne Umschweife das düsterste Bond-Kapitel als Film und natürlich auch musikalischerseits. Holt man sich Michael Kamen an Bord, weiss man was es geschlagen hat: Komplexes, fast undurchdringliches, manchmal brutales Actionscoring, kräftige und wasserdichte Orchestrationen im Suspensebereich, all das im Gegensatz zu den oft sehr simplen (aber effektiven) Kompositionen von John Barry. Kamen bindet die typischen Bondklänge zu Beginn und im furiosen Finale blendend in seinen Score ein, dafür bedient er sich denn auch dem Spiel des einstigen «The Barry Seven» Gitarristen.

Nicht allzu oft entstand abseits des Titelsongs in einem Bondscore ein Thema für die weibliche Hauptperson, Kamen räumt ihr in «Pam» und «Licence Revoked» oder «Bond Aboard» mit akustischer Gitarre, Mandoline, E-Gitarre, Klavier musikalisch Platz ein. Es besteht unüberhörbar eine Verbindung mit dem Fieslingmotiv.

«Licence to Kill», gesungen von Gladys Knight, aus der Feder von Narada Michael Warden mit Jeffrey Cohen und Walter Afanasieff ist ein formidabler Bond-Song, einer der besseren, wenn nicht vielleicht der beste der Post-Barry-Ära.

Gerade mal sechs Tracks und 28 Minuten überliess man Kamen auf dem 1989er Album (CD und LP), viel zu wenig, um wirklich Appetit zu machen. Freude herrscht, dass jetzt der gesamte Score mit 87 Minuten zu hören ist, verteilt auf 2 CDs, gefolgt von 11einhalb Minuten Additional Music und dem «Original Album» von 1989. Schade ist das Booklet mit 16 Seiten etwas knapp geraten, hier wäre mehr drin gelegen.

Phil  |  17.02.2025

LICENCE TO KILL
Michael Kamen
La-La Land Records
2 CDs
149 Min. | 56 Tracks
Limitiert auf 5000 Stk.