The Bruce Broughton Collection Vol. I

Nach dem überraschenden DESPERATE VOYAGE (1980) legt Dragon Domain’s nach und präsentiert zwei frühe Scores Broughtons zu TV-Filmen: ONE SHOE MAKES IT MURDER (1982) and KILLJOY (1981). Beide Filme sind mir nicht bekannt, obschon die Besetzung sich sehen lassen kann. Robert Mitchum, Mel Ferrer und Angie Dickinson spielen in ONE SHOE MAKES IT MURDER (Regie führte TV-Veteran William Hale) während Kim Basinger und Robert Culp in KILLJOY (Regie eines anderen sicheren Wertes im Fernsehgeschäft, John L. Moxey) zu sehen sind.

Für ONE SHOE MAKES IT MURDER tauchte Broughton ins Jazzgefilde ein, was für den damals 36jährigen Komponisten eine Premiere war. Broughton beginnt mit einer Melodie für Saxofon, Bass, Klavier, Streichern und Harfe im schwül sinnlichen «Main Title». Dieses Thema zieht Broughton wie einen roten Faden durch den Score, ebenso bleibt er oft beim Quartett Saxofon, Klavier, Bass, (Besen)Drums. Später ergänzt er die jazzigen Tracks mit Marimba und die Basslinie erhält in «Back to Los Angeles» und «Return to Charnock» einen Solopart.

Ein zweites Motiv für Klavier ist in «Drink and Talk» zu hören, dazu kommen Spannungstracks für Streicher (Violinen, Bratschen, Celli), Perkussion, wobei auch hier Broughton den Bass als Soloinstrument zusätzlich beifügt und das Klavier wie im zweiten Teil von «The Next Day and Back to the Lodge» als Effekt einzusetzen versteht.

ONE SHOE MAKES IT MURDER ist sicher ein rarer Broughton-Moment, in seinem Oeuvre fällt mir spontan noch FOR LOVE OR MONEY (1993) ein, in dem «jazzähnliches» eine gewichtigere Rolle spielte – HONEY, I BLEW UP THE KID (1992) ist eher eine durchkomponierte, orchestrale Tour-de-Force.

Für KILLJOY verlangte der Produzent eine Musik à la Miklós Rózsa (wahrscheinlich dessen Film noir Musiken), die Broughton aber nicht lieferte, was zu Unstimmigkeiten bei den Aufnahmen führte. So beginnt der Komponist hier in «Main Title» mit düsteren, teils disharmonischen Streichern, Harfe und Klavier. «Laury Drives» wird (zurückhaltend – im folgenden «Devious Plan/Photo Album auffälliger) mit Synthesizer ergänzt und schau an, nur ganz kurz ist auch hier ein gezupfter Bass zu hören, angeführt von den Streichern, die den Hauptpart des Scores übernehmen. Ein wenig aus dem Rahmen fällt der Beginn von «Soap Opera Muzak» mit der Klarinette und den harmonischeren Passagen.

Teuflisch und temporeicher wird es kurzzeitig in «The Morgue/Searching the House». In «The Hospital» taucht nochmals das Motiv aus «Soap Opera Muzak» auf und nach dem abschliessenden «Finale» sind sieben durchaus interesante Bonustracks (Alternates, Bumper etc.) aus KILLJOY zu hören.

Zu guter Letzt, tatsächlich, Rózsa taucht nie auf, KILLJOY ist ziemlich pur Brougthon, vielleicht mit Einstreuseleien von Jerry Goldsmith da und dort – eine durchwegs verhangen «unfreundliche» Angelegenheit ohne ein sofort erkennbares Hauptthema (eine Seltenheit beim Komponisten) nebst dem 7-Noten-Motiv, das versteckt eingearbeitet ist. Man erkennt phasenweise für den Komponisten typische Momente, wie er sie wenige Jahre in seinen bekannteren Arbeiten verwenden wird.

Ich freue mich auf ein hoffentlich baldiges Volume II aus der Bruce Broughton Reihe und bin neugierig sowie sicherlich wieder ganz Ohr was das Label ausgraben wird.

Phil  |  15.01.2025

THE BRUCE BROUGHTON COLLECTION Vol. I
Bruce Broughton
Dragon’s Domain
76 Min. | 29 Tracks