Heavy Metal (La-La Land)

Gleich vorweg: CD 2 entspricht dem ursprünglichen Album aus 1981, während CD 1 den reinen Score repräsentiert wie einst auf der Film Score Monthly CD (dort aber nur Tracks 1 – 23). Somit können Besitzer der FSM-Scheibe diese La-La Land Präsentation eigentlich auslassen. Einen direkten Vergleich mit der FSM CD was die Klangqualität angeht, habe ich nicht gemacht, aber das La-La Land Album klingt frisch und knackig. So viel also dazu.

HEAVY METAL (1981) war ein ehrgeiziges Projekt von Ivan Reitman, der hier als Produzent amtete, das mehrere in sich geschlossene Episoden mit einem gemeinsamen Bogen verband, dem grün wabernden Loc-Nar, alles in Zeichentrickform hergestellt – «explizit für (fast) Erwachsene», jedenfalls damals, 1981. Wie im Magazin «Heavy Metal» wird in der Mischung aus Fantasy und Science Fiction, ein gewisses Mass an Brutalität und Sex gezeigt. Acht Episoden teilen sich die 90 Minuten Laufzeit inklusive der alles verbindenden Story mit dem Mädchen, das in den «grünen Ball» starren muss. Der Film hatte ein Budget von etwas mehr als $9 Millionen und spielte in den USA knapp $20 Millionen ein. Die VHS Ausgabe soll sich ebenfalls sehr gut verkauft haben. Heute wirkt der Film eher aus der Zeit gefallen, die Animationen, teilweise mit Rotoskopie hergestellt, kommen teilweise krude rüber und die Sexszenen eher jö, herzig.

Im Film ist ein gehöriges Mass an Songs zu hören, von Black Sabbath über Nazareth, Don Felder, Stevie Nicks oder Journey. Konsequenterweise war das Songalbum auch erfolgreicher als die Elmer Bernstein LP. Und somit sind wir beim Score, der nicht in seiner Gänze im Film zu hören ist, umso schöner gab es 2008 mit der FSM CD erstmals die Möglichkeit der gesamten vom Royal Philharmonic Orchestra unter Leitung des Komponisten eingespielten Filmmusik zu lauschen.

Viele Zeichentrickfilme hat Bernstein in seiner Karriere nicht vertont, THE BLACK CAULDRON (1985) dürfte uns aber allen ein Begriff sein. Und er legt viel Energie und Können in seine erste Begegnung in diesem Genre mit HEAVY METAL, ja verwendet sogar ein nichtgebrauchtes Thema aus SATURN 3 (1980, der SF-Flop mit Kirk Douglas und Farrah Fawcett, etwas zum Schock der Macher, bis sie das Endresultat hörten und sahen), das sich wunderbar einfügt. Am besten kommt der Score im letzten Segment, Taarna, weg, wo Bernstein 23 Minuten lang aus dem Vollen schöpfen kann und den Flug der weiblichen Heldin, eben Taarna, auf wundervolle Art begleitet: «Flight», «Flight to Holiday Town». In diesem Segment ist das angesprochene Thema aus SATURN 3 zu finden, das Ondes Martenot wird mit einer Frauenstimme ergänzt und hinterlässt einen schauerlich und gleichzeitig beharrlichen Eindruck. Es ist diese Musik zu Taarna, die das pièce de résistance der 57 Minuten darstellt, dicht gefolgt von der betont actiondramatischen «B-17» Episode, doch hier wurde mit der Musik leider nicht gerade zimperlich umgegangen und im Film, man schaue sich diesen ruhig mal wieder an, entweder ganz durch Rocksongs ersetzt oder nur in Teilen verwendet wurde.

Dem 2031 spielenden Cab Driver Segment, das cool wäre, aber etwas holprig animiert wurde, sieht man TAXI DRIVER (1976) nicht nur an, Bernstein liess sich mit seinem jazzigen Stil dazu hinreissen ein wenig Bernard Herrmann einfliessen zu lassen – ganz abgesehen davon, dass Elmer Bernstein selbst ein Meister des Jazz ist (THE MAN WITH THE GOLDEN ARM, 1954).

Alle Episoden werden durch die Loc-Nar Sequenz («Grimaldi») verbunden, sowohl visuell als auch musikalisch von Bernstein. Man darf aber durchaus den Machern zugestehen, dass der ein und andere Rocksong nicht mal schlecht platziert wurde (ein bisschen leise abgemischt allerdings, wie der Score teils auch).

Ergänzt wird dieses Doppelalbum mit einem 24-Seiten Booklet mit Notes von Jeff Bond und von einem neuen Coverbild geschmückt.

Phil  |  07.06.2024

HEAVY METAL
Elmer Bernstein
La-La Land Records
CD 1: 58 Min. | 23 Tracks
CD 2: 41 Min. | 12 Tracks