Zwei Musiken zu Low-Budget Horrorfilmen hat das schwedische Label MovieScore Media herausgebracht. Komponiert wurden beide Filmmusiken von Jeff Grace, der sich für beide Soundtracks des gleichen Konzeptes bediente. So tut die Tatsache, dass hier zwei Filmmusiken auf einer CD vertreten sind, dem Hörfluss keinen Abbruch.
Doch was ist nun das Konzept des Jeff Grace? Er bedient sich des gleichen Tricks wie einst Henry Mancini 1967 für Wait Until Dark, indem er das Klavier in den Vordergrund stellte, es aber um einen Viertelton verstimmen liess, was auf den Hörer aufgrund des schiefen Klanges sehr bedrückend oder gar beklemmend wirkte. Und genau das ist es, womit Grace während der gesamten Laufzeit der CD spielt: Er vertonte das Unbewusste, die menschliche Urangst, nur sehr selten ergibt er sich in lauten Schockeffekten mithilfe von Streicherclustern und Percussion. Insgesamt komponierte er eine recht zurückgenommene Musik, in der das präparierte Klavier die Hauptrolle spielt, unterstützt von einem tremolierenden Streicherteppich.
Auf Elektronik wird komplett verzichtet, eine Ausnahme bildet der Track „Today in New York City“, zugleich der Pferdefuß des gesamten Albums, denn dieses Stück stört den Fluss gewaltig und sollte vorher herausprogrammiert werden. Dieser besagte Track stammt nicht von Jeff Grace, sondern vom Regisseur des zweiten, hier auf dem Album vorgestellen Films I Can See You, Graham Reznick. Was Reznick dem Hörer vorsetzt, ist eine Art Minimal-Elektro Pop. Über zweieinhalb Minuten lässt er dieselben stumpfen Beats über die Lautsprecher wandern und reißt den Hörer somit aus seiner lethargischen Stimmung, welche Jeff Grace über eine halbe Stunde lang aufgebaut hat.
Ist diese CD Alles in Allem empfehlenswert? Ein präpariertes Klavier, ein paar horrortypische Orchesterausbrüche, dezente Dissonanzen, Streichercluster – Grace hat die Regeln zum Horrorfilmscoring verinnerlicht und durchaus geschickt angewendet. Die Musik, die er komponiert hat, ist für sich genommen durchaus nicht schlecht geraten; das Problem ist, dass nicht jede Filmmusik auf CD zu begeistern weiß, auch wenn sie vielleicht im Film exzellent gewirkt hat. Dasselbe Phänomen lässt sich leider auch hier beobachten: Die Filmmusiken von Jeff Grace sind auf dieser CD in ihrer kompletten Spielzeit zu lang geraten und enthalten daher auch etliche Längen, die das Hören zu einer kleinen Herausforderung machen. So findet sich auf vorliegendem Album einiger Leerlauf, was sehr bedauerlich ist, da sich Jeff Grace als sehr talentiert erweist, musikalische Stimmungen zu erzeugen und eine dichte Atmosphäre aufzubauen.
Wer stimmungsvolle Horrorfilmmusik mag, die nicht in einer Endlosschleife Schockeffekte in fortissimo schmettert, der sollte hier ruhig Probehören, denn, wie erwähnt, schlecht ist diese Musik an sich nicht.
Vergleicht man diese Musik mit Guy Farleys Beitrag für den Horrorfilm Knife Edge, welcher ebenfalls kürzlich auf MSM erschien, so muss The House of Devil leider den kürzeren ziehen, denn verglichen mit Farleys Musik und deren Wirkung auf CD ist Jeff Grace’s Komposition eine Spur schwächer, sodass sich die Bewertung bei 2,5 Sternen einpendelt – allerdings mit einer kleinen Tendenz nach oben.
THE HOUSE OF THE DEVIL / I CAN SEE YOU Jeff Grace Movie Score Media MMS-09026 64:28 Min. / 26 Tracks
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