Hoosiers

Hoosiers (in Europa mit Best Shot betitelt) ist, auch wenn man mit Basketball wenig am Hut hat, einer der besten Sportfilme, besetzt mit einem Gene Hackman auf der Höhe seines Könnens, einem eindrücklichen Comeback von Dennis Hopper, mit spürbarer Freude an der Materie verfilmt von David Anspaugh und mit einem Score versehen, der eigentlich irgendwie nicht in die Zeit des wundersamen Aufstieg eines High School Basketballteams der 50er Jahren passen kann – wäre er nicht von Jerry Goldsmith.

Goldsmith-Fans, die der synthetischen Phase der 80er nicht skeptisch gegenüberstehen und mit der Nase rümpfen, wissen um die Qualitäten des Komponisten im Umgang mit den elektronischen Spielereien. Anders als sie heute beinahe ausschliesschlich Teil eines sounddesigns sind, hat Goldsmith Synthies und Samples immer musikalisch, als Teil des Orchesters, eingebunden – manchmal deutlicher, manchmal zurückhaltender. In Hoosiers sind sie zweifellos auffälliger, auch weil Teile des Scores rein synthetischer Natur sind und auch weil Goldsmith hier seine von ihm damals öfters eingesetzten Simmonsdrums sehr prominent einsetzte. Letzteres ist auch ein Grund für einige Filmmusikliebhaber, sich Hoosiers eher nicht wieder anzuhören. Doch, nirgends in Goldsmiths Oeuvre sind diese E-Drums so effektiv und passend in das elektronische Umfeld eingesetzt wie hier.

Diese neue Intrada CD ist ein etwas merkwürdiger Zwitter. Das liegt daran, dass Intrada die vom alten Album bestehenden und grösstenteils von Goldsmith zusammengetragenen Tracks direkt übernimmt und dazwischen neue Scoretracks setzt. Obwohl die CD so wie sie ist zweifelsohne gut anzuhören ist, hätte ich mich insbesondere bei diesem Score gefreut, die reine Filmmusik als solche hören zu können, egal wie kurz (1 Stunde Score gibt es) oder anders diese auch immer ausgefallen wäre. Hört man sich Tracks wie „Main Title – Welcome to Hickory“ an, kann man sich ein eigentiches Scorealbum doch bestens vorstellen, oder? So wird es wohl, (wetten, dass?) in einigen Jahren eine Doppel-CD mit Score und dem alten Album geben.

Also haben wir hier die 7 Tracks des Originalalbums plus 10 neue. Goldsmith präsentiert in Hoosiers vier Themen: Einmal das eigentliche Main Theme, zu hören in Track 2, „Main Title – Welcome to Hickory“, gespielt von der Solotrompete. Dieses schöne, nostalgisch anmutende Thema verbindet sowohl die Kleinstadt, in der der Film spielt, als auch den von Hackman verkörperten Basketballcoach. Themen zwei und drei sind eigentlich miteinander und auch mit dem Titelthema verbunden (im Film selber erstmals mit dem Track „First Workout“ zu vernehmen). Pfiffig, vorantreibend, triumphierend – sagen wir einfach sportlich – die Spiel- und Trainingsmontagen untermalend, die Goldsmith in der Hauptsache mit elektronischen Mitteln und E-Drums bestückt (Stücke wie „You Did Good“ sind eher die Ausnahme). Speziell ist hier u.a. ein Sample eines auf den Boden aufschlagenden Balles (auf die Idee muss man erstmal kommen), am besten zu hören in Stück 10 „The Pivot“; erst hier lässt Goldsmith auch Thema Nr. 4 ertönen, ein toll gemachtes Stück Americana electronica, das in die ländliche Gegend der Filmszenerie bestens passt! Es gibt noch zwei, drei weitere, kleinere Motive, u.a. ein traurig anmutendes, das vor allem für Holzbläser geschrieben ist (am Ende von „You Did Good“ zu vernehmen) und ein ebenfalls stilleres, zurückhaltendes à la „No More Basketball“ und „Town Meeting“. Abgeschlossen wird Hoosiers mit dem faszinierenden, 15:19 Min. dauernden „The Finals“.

Wie bereits angetönt, Hoosiers spielt in den 50er Jahren, doch Vangelis hat es 5 Jahre zuvor mit seiner rein elektronischen Musik zu Chariots of Fire erfolgreich vorgemacht, dass ein period drama filmmusikalisch auch anders bearbeitet werden kann. Und auch Goldsmith schafft es problemlos eine in Teilen üppig elektronische Musik in eine andere Ära zu versetzen und dem Film so ein unvergessliches Merkmal zu verleihen. Hoosiers ist ein flotter, toll gemachter Goldsmith und sicher etwas wie ein Höhepunkt in der elektronisch-sinfonischen Schaffensphase des Komponisten. Für wahr eine verdiente Oscarnomination – und man möge mir die hohe Wertung nachsehen, Film als auch Musik gehören zu meinen Favoriten!

Phil, 5.1.2013

HOOSIERS

Jerry Goldsmith

Intrada Special Collection Volume 226

59:44 / 17 Tracks

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