Windtalkers

Bei den sogenannten «code talkers» handelte es sich um Navajos, die im zweiten Weltkrieg die US-Armee im Pazifik unterstützten, indem sie in ihrer Muttersprache von den Japanern unentschlüsselbare Nachrichten verfassten. Zwei dieser wertvollen Indianer, mit Nicolas Cage und Christian Slater als persönliche Body Guards, stehen im Zentrum dieses epischen Films von Action-Spezi John Woo, der sich – wenig überraschend –  oft und gern in ausufernden Gefechtssequenzen verliert, was sich auch in weiten Teilen der Musik niederschlägt.

Bei der Nachbearbeitung wurde der Film um rund 20 Minuten gekürzt, was ebenfalls auf die Gestaltung der Musik Einfluss hatte. Da James Horner bereits anderen Verpflichtungen nachging, sprangen J.A.C. Redford und Steven Bernstein in die Bresche. Über eine halbe Stunde Musik wurde modifiziert oder rescored, deren Einspielung übernahm dann wieder Horner. Das Ganze war vielleicht mit ein Grund, dass nicht alles in WINDTALKERS (2002) nach lupenreinem Horner klingt und bedeutende Parts wie «Solomons», dessen wuchtige Klänge im Laufe des Scores immer mal wiederkehren, keinen Eingang ins filmbegleitende, 67-minütige Album fanden.

Inklusive Alternates bringt es der nun von Intrada kommende, komplette Score auf stolze 111 Minuten, und auch wenn die Musik insgesamt sehr wohlgeraten ist und in der Langfassung noch einiges an Substanz gewinnt, sind beim durchgängigen Anhören Ermüdungserscheinungen nicht auszuschliessen. Ausserdem finden sich auf dem 3-CD-Set auch noch einige Extras und das originale Album.

Charakteristischstes Element von WINDTALKERS ist sein emotionales Hauptthema, in seiner Ursprungsform – gelegentlich von nativen Gesängen begleitet – der Navajo-Flöte übertragen. Dies gerne im Umfeld von Americana und elegischen Klängen, die den Gefallenen mit angemessenen, auch militärischen Klängen gedenken. Im Kontrast dazu erweist sich ein eindrücklich gross aufmarschierendes Orchester auf Angriff und Kampf gedrillt, und manch eine dazwischen geworfene, erbitterte Trompeten-Fanfare erinnert an Alex Norths SPARTACUS.

Darüber hinaus lässt Horner phasenweise die Titanic erneut sinken, und natürlich darf angesichts der Thematik auch sein vertrautes Gefahrenmotiv nicht fehlen. Dessen allen ungeachtet ist die Musik in sich aber trotzdem sehr schlüssig, in dieser Hinsicht enttäuscht Horner ja sowieso selten. Daher ist WINDTALKERS – obwohl in Fankreisen selten hervorgehoben – eine nicht zu unterschätzende Arbeit des Komponisten und wohl mit das Beste am nicht sehr gut geratenen Film. Diese Edition ist jedem, der handwerklich gut gemachte Orchestermusik und ordentliche, militärische Action schätzt, ans Herz zu legen. Auch angesichts der Tatsache, dass es eine Doppel-CD durchaus getan hätte.

Andi  |  08.10.2023

WINDTALKERS
James Horner
Intrada ISC 493
CD 1 73:36 Min. / 26 Tracks
CD 2 74:25 Min. / 15 Tracks
CD 3 66:55 Min. / 11 Tracks