The Osterman Weekend

Review aus The Film Music Journal No. 28, 2002

Abermals fiel es Schifrin zu, den letzten Film (mit Rutger Hauer, John Hurt, Craig T. Melson, Helen Shaver, Dennis Hopper und in einer kleineren Rolle Burt Lancaster prominent besetzt) eines grossen Regisseurs zu vertonen; es war dies die einzige Zusammenarbeit mit Sam Peckinpah. Dabei hätte es schon früher dazu kommen können, denn – und das dürften die wenigsten wissen – der Argentinier war ursprünglich für THE WILD BUNCH vorgesehen, aber Peckinpahs Loyalität Jerry Fielding gegenüber ist es zu verdanken, dass der Western schliesslich eine Musik erhielt, die Schifrin kaum zu toppen vermocht hätte. Trotzdem bleibt natürlich die Neugier, wie der Argentinier die Sache angegangen wäre.

Wie ClA-Agenten mittels Vertrauensmissbrauch und Überwachungskameras private Rache- und Karrierepläne verfolgen und verwirklichen, davon handelt THE OSTERMAN WEEKEND; die komplexe Story wiederspiegelt sich in der Musik aber nur bedingt. Diese verfügt über ein paar eingängige Themen («Osterman Weekend Theme», «Face of Love»), die funky oder leicht jazzig gewandet sind und den Nimbus der frühen achziger Jahren tragen, jedoch in dieser Form, wenn mich die Erinnerung nicht trügt, im Film gar nicht auftauchen.

Zu wenig Begeisterung Anlass geben die meist kurzen Spannungstracks; zu spröde und distanziert und mit schrecklich aufdringlichen Elektronikeffekten durchsetzt, irren sie ziellos umher und sind bestimmt kein Ruhmesblatt für den Komponisten. Gegen Schluss erscheinen ein paar Stücke, die dank ihres Hauches von Mysterium das Niveau ein wenig heben, den Score aber auch nicht mehr in positivere Bahnen lenken können.

Der besondere Track: „It’s a Mystery“, wie es Schifrin gelingt, lediglich durch Harfe und F1öte ein beklemmendes Gefühl der Furcht und Unsicherheit wachzurufen.

Andi  |  2002

THE OSTERMAN WEEKEND
Lalo Schifrin
Aleph 010
45:14 / 16 Tracks