Nach dem grossen Erfolg mit Gremlins dauerte es ein Weilchen ehe Joe Dante dazu überredet werden konnte ein Sequel zu drehen. Auch sonst blieb sich das Team treu, John Hora an der Kamera, das bewährte Amblin Produzententeam um Steven Spielberg, Kennedy, Marshall; Zach Galligan und Phoebe Cates in den Hauptrollen, der knuddelige Gizmo, fiese Gremlins und natürlich Jerry Goldsmith. Einzig Chris Columbus vermisste man, denn der Charme und Zauber des Originals geht Teil 2 doch ab. So läuft der Film unter dem Motto „mehr, mehr und noch ein bisschen mehr“, doch bekanntlich ist mehr nicht gleichzeitig besser. In den USA lief der Film denn auch unter den Erwartungen. Während das Studio dies damit rechtfertigte, es sei zu viel Zeit zwischen Original und Sequel vergangen (6 Jahre um genau zu sein, was andere Fortsetzungen wie Terminator 2 oder Aliensallerdings widerlegen), scherzte Jerry Goldsmith an seinen Konzerten gerne, so er den „Gremlin Rag“ (oder genauer die „Gremlin Credits“ aus Teil 2) aufführte, dass das europäische Publikum eben doch den besseren Sinn für Humor hätte. Bei uns lief Gremlins 2: The New Batch ein wenig besser und auf Video war es ein schöner Erfolg.
Gegenüber der 1990er CD (damals eine meiner ersten CDs überhaupt nachdem ich mich einige LPs lang „erfolglos“ gegen die Neueinführung dieses Formats gesträubt habe) vom gleichen Label (37 Minuten), können wir nun den ganzen rund 72 Minuten Musik lauschen, dazu kommen noch ein paar Minuten an Bonustracks. Und wie schon Gremlins, der seinerzeit nur mit einer stiefmütterlichen LP-Seite bedacht wurde und viele Jahre später erst bei FSM als tolle Edition erschien, macht auch Gremlins 2 in der verlängerten Form um einiges mehr Spass.
Doch zunächst beginnt der Score mit „Merrily We Roll Along“ und „Prologue“ von Fred Steiner arrangiert und komponiert für einen Chuck Jones Cartoon, der den Film ursprünglich hätte beginnen sollen. Davon blieb nur ein kurzer Moment in der Kinoversion. Und so beginnt Goldsmiths Musik mit „Just You Wait“, einer Art Fanfare, die schliesslich in asiatische Klänge übergeht, als dem alten Chinesen, der Gizmo wieder zurückgenommen hat, „angeboten“ wird sein Gebäude in Chinatown zu verkaufen um dem Clamp-Komplex, eine unverhohlene Art Ersatz-Donald-Trump-Mogul, Platz zu machen. Der Chinese stirbt, Gizmo wird entdeckt und ins Clamp-Labor verbracht. Für Clamp und sein vollautomatisches, selten funktionierendes Supergebäude schrieb Goldsmith Material, sofort bekannt aus dem Original ist Gizmo’s Thema, welches „Gizmo’s Capture/A Disaster/Fatal Prognosis“ beginnt. Dieses ist auch in den folgenden Stücken „Cute…“ und „Gizmo’s Escape“ zu hören, zusammen mit einem weiteren Motiv, hie und da als eine Art schräger Marsch zu hören (Ende von Track 5), den Goldsmith in Gremlins 2 desöfteren verwendet.
„Instructions“ beginnt mit dem Thema für Billy und Kate, die dem kleinromantischen Vorort entkommen sind und nun beide im Clamp Tower arbeiten, mit Sprenkeln des Gremlin Rag versehen. Ab „Leaky Faucet“ beginnt das Chaos, wenn sich die Gremlins unaufhaltsam zu vermehren beginnen. Volle Kraft voraus Jerry Goldsmith! „No Rats“ erinnert mit seinen elektronischen Drums und Taktspielereien an Link (so auch in „A Better Mouse“ und dem frenetischen „Pot Luck“). Kraftvolle Actionsequenzen für Blech und wirbelnde Twilight Zone-The Movie Streicher wechseln sich mit karnevalesquen Einschüben, Synthiesounds und kurzen Anrissen des Rags ab („Gremlins at Work/The Brain Hormones/Gremlins Wings“, „Teenage Mutant Gremlins“), Goldsmith lässt eine Orgel erklingen und als sich Gizmo darauf vorbereitet an den fiesen Grünlingen Rache zu nehmen, hören wir gar – natürlich beabsichtigt, Rambo ist Gizmos Lieblingsfilmfigur – Momente aus First Blood: Part II.
Einen Hauch Matinee (Joe Dantes Film nach Gremlins 2) versprüht der Beginn von „Keep it Quiet“. New York und Broadwayfeeling folgt in „New York, New York/Rhapsody in Blue“ und „Broadway to Bowery/New York, New York/A Big Chance“. Schliesslich endet, nachdem die kleinen Monster zu Brei verarbeitet und elektrisiert wurden („Gremlin Pudding“), Gremlins 2: The New Batch mit den unvermeidlichen „Gremlin Credits“, einem locker-flockigen 5 Minüter und knackigem Abschluss.
Goldsmith hat hier nicht einfach nur bekanntes vom ersten Film aufpoliert, er (der in einer kurzen Sequenz an einem Jogurth-Stand zu sehen ist) gibt dem überdreht, chaotischen Film das, was tausende Gremlins in einem Gebäude anrichten: eine wilde, schräge, oft witzige und verdammt gut gemachte Filmmusik. In seinen letzten Jahren wollte Goldsmith nur noch für Freunde arbeiten und Joe Dante war jemand, mit dem er sich bestens verstand. Es folgten Matinee, Small Soldiers und seine letzte Arbeit, Looney Tunes: Back in Action, alle von Dante inszeniert.
16 Seiten mit gar kleingedrucktem Text (man bedenke das Alter der fortgeschrittenen Fangemeinde, die die Filme damals noch im Kino gesehen haben) von Robert Townson himself begleitet diese Varèse Club CD. Eine feine Sache, ein fetzig kurzweiliger Score mit einem tollen Klang. Was will man mehr?
GREMLINS 2: THE NEW BATCH 25th Anniversary Edition Jerry Goldsmith Varèse Club VCL 0615 1156 76:57 / 32 Tracks Limitiert auf 3000 Stk.
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