Review aus The Film Music Journal No. 31/32, 2004
Ein gediegener Hollywoodscore, nicht mehr und nicht weniger, aber schon dadurch eine Ausnahme in diesem Jahr. Natürlich hatte man sich mehr erhofft als halbwegs attraktive Themen in kompetenter Instrumentierung, doch im Vergleich mit den meist unannehmbaren Standards der Gegenwart läßt man sich immerhin mit offenen Ohren auf das großorchestrale Spektakel ein. Die Reaktion hängt sicher auch mit der Tagesform zusammen.
Jones präsentiert einen wuchtig dröhnenden «Main Title», in dem die Abenteuerlust des Hörers entfacht wird. Man reibt sich schon die Hände – und ist einen Moment später schon unter dem Bett auf der Suche nach der Fernbedienung, um den ersten Song hinauszukomplimentieren. Zurück im orchestralen Geschehen, weiß man angesichts der richtungslosen Gestaltung erst mal nicht, was man mit Track 3 anfangen soll. Trevor setzt aber schließlich auf die Elgar-Karte und etabliert einen dunkel-noblen Teint, mit dem sich leben läßt. Dann schunkelt sich die stimmgewaltige Damenwelt wieder ins Scheinwerferlicht, erträglich zuweilen.
Die merkwürdige Abenteuercombo dringt allmählich in Regionen vor, die nie ein Mensch zuvor… also… die jedenfalls menschenleer sind. Jones neigt ein wenig zum ausharrenden Wartestand in tiefer Dunkelheit, und wahrscheinlich kommt die vielfach geäußerte Enttäuschung der Fans gegenüber dieser CD einfach daher, daß man sich griffigere Themen erwartet hat. Immerhin nimmt die Hektik zu, größere Fraktionen des Orchesters werden in heftige Scharmützel verwickelt, und endlich greift Jones auch wieder auf die Elemente des «Main Title» zurück.
Im Ganzen gesehen ist dieses Album sicher keines, von dem man noch lange sprechen wird. Es verschwindet im Regal, wird dort verstaubend sein Dasein fristen. Zieht man es aber doch einmal heraus, so ist man überrascht, wie solide die Komposition gebaut ist. Daumen quer, kein Zweifel diesmal.
Matthias | 2004
THE LEAGUE OF EXTRAORDINARY GENTLEMEN
Trevor Jones
Varèse VSD 6499
54:43 | 15 Tracks