Review aus The Film Music Journal No. 31/32, 2004
Aufgrund des grossen Erfolges von IVANHOE steckte MGM Robert Taylor im Jahr darauf kurzentschlossen erneut in die Ritterrüstung und setzte ihn als Sir Lancelot zu Arthur an die Tafelrunde. Der farbenprächtige Abenteuerfilm verzichtet auf die ansonsten gerne in die Geschichten um den Sagenkönig eingeflochtenen Fantasy-Elemente (Merlin zum Beispiel ist lediglich ein weiser alter Berater ohne magische Fähigkeiten). KNIGHTS OF THE ROUND TABLE – immerhin die erste Cinemascope-Produktion von MGM – wurde nicht gerade mit Lobeshymnen überschüttet, aber wenn man keine Vergleiche mit IVANHOE zieht, kann man sich davon recht gut unterhalten lassen.
Miklós Rózsa sperrte sich zunächst gegen die Mitwirkung an diesem Streifen; erst durch gutes Zureden willigte er schliesslich ein. Und das vom Studio entgegengebrachte Vertrauen zahlte sich voll aus. Denn genau wie bei IVANHOE befand er sich auch hier auf einem
kreativen Höhenflug, und deshalb dürfen diese beiden Werke guten Gewissens in einem Atemzug genannt werden. Obwohl auf dem selben Fundament aufgebaut wie der Vorgänger, kommt Knights doch individuell daher, und das, obwohl zur Erstellung des massiven Scores nur etwa sechs Wochen zur Verfügung standen. Diesmal konnte sich Rózsa jedoch zeitraubende Recherchen ersparen, denn es existieren kaum Überlieferungen der englischen Musik des 6. Jahrhunderts.
Sein leidenschaftlicher Score ist thematisch überaus reichhaltig. Bereits das «Prelude» reisst die Themen von Lancelot, Arthur sowie dem ränkeschmiedenden Pärchen Morgan und Mordred an. Neben heroischen Märschen, wuchtigen Kampf- und Schlachtmusiken, Fanfaren und höfischen Tänzen kommt auch die holde Weiblichkeit nicht zu kurz. Diesbezüglich ist vor allem das meist von der Oboe vorgetragene, mittelalterlich schlichte Thema für Lancelots Ehefrau Elaine von ergreifender Schönheit. Tief berührend ist auch der chorale Glorienschein für den Heiligen Gral; ein Thema, das eng mit demjenigen des Parzifal verknüpft ist. Als besonderen Leckerbissen offeriert Rózsa zudem ein kurzes Scherzo, das plastisch einen Jagdhabicht in Aktion beschreibt.
Von KNIGHTS OF THE ROUND TABLE existieren – aus welchen Gründen auch immer – zwei Einspielungen. Eine englische unter dem Dirigat von Muir Mathieson – einst von Varèse auf Vinyl und Silber gepresst – und die hier nun erstmals komplett vorliegende amerikanische unter Rózsa und John Green. Daher ist dies ein weiterer bedeutender Baustein in der Rózsa-Diskografie.
Mit THE KING’S THIEF kann Lukas Kendall eine weitere der ihm so verhassten Tickertape-CDs in die Bedeutungslosigkeit schicken. Der Swashbucklerfilm mit David Niven und einem jungen Roger Moore ist nur Durchschnitt, selbiges muss leider auch über den Score gesagt werden. Rózsa liess sich offensichtlich nicht allzu heftig von der Muse küssen. Das gilt jedoch ausdrücklich nicht für das pracht- und schwungvolle Hauptthema, die korngoldnahe Hornpipe des «Foreword» und das zartschmelzende Liebesthema. Diese vermögen den hohen Ansprüchen, die man an die Musik eines Miklós Rózsa stellt, zu genügen. Ansonsten gibt es einige Passagen mit düsterer, austauschbarer Spannungsmusik. Diesbezüglich arg erwischt hat es Track 10, und der läuft immerhin beinahe 19 Minuten. Auch wenn er durchaus seine Momente hat, programmiert man ihn vielleicht am besten raus und setzt dafür die in die Bonussektion verbannten «Gaming Room» und «Tavern Musik» – Source-Cues im authentischen Stil des 15. Jahrhunderts – ein. Die daraus resultierende Spieldauer von einer halben Stunde bietet dann etwas mehr Abwechslung.
KNIGHTS OF THE ROUND TABLE / THE KING’S THIEF
Miklós Rózsa
FSM Vol. 6 Nr. 7
CD 1: 70:32 | 20 Tracks
CD 2: 78:25 | 25 Tracks