Captain from Castile

Review aus The Film Music Journal No. 31/32, 2004

CAPTAIN FROM CASTILE, nach einem Bestseller von Samuel Shellabarger, war eine Fox- Prestigeproduktion des Jahres 1947, wurde aber – trotz des Dreamteams Henry King und Tyrone Power – nicht zum Klassiker, ganz im Gegensatz zu Alfred Newmans zeitlosem Score, der nun nach zahlreichen Veröffentlichungen endlich die Präsentation erfuhr, die er schon lange verdient hat.

Erzählt wird die Geschichte von Pedro de Vargas, der sich auf der Flucht vor der spanischen Inquisition den Truppen Cortez’ während den Eroberungsfeldzügen durch Mexiko anschliesst. Diese Ausgangslage stellte an Newman ganz besondere Herausforderungen. Nicht nur studierte er wochenlang die jahrhundertelange Geschichte der spanischen Musik bis hin zu Zeitgenossen wie de Falla, Albeniz und Rodrigo, er musste sich auch mit der Musik der Azteken auseinandersetzen, was noch mehr Zeit in Anspruch nahm.

Insgesamt fünf Monate soll er an dem Score gearbeitet haben. Diese sorgfältigen Vorbereitungen erheben CAPTAIN FROM CASTILE zu einem der besten Werke von Newman. Obwohl sicherlich viele der Elemente, die ihm während seiner Nachforschungen begegneten, in den Score einflossen, hat er ihm seinen persönlichen Stempel aufgedrückt. Das formal vorzüglich gearbeitete Werk ist nie vordergründig oder plakativ, sondern stolz, nobel und leidenschaftlich. Statt klischeehafter Folklore wird sinnvoll von den vielseitigen Ausdrucksformen der spanischen Musik Gebrauch gemacht. Unverkennbare Newman-Streicher, samtig und schimmernd, stehen kontrastreich neben dramatischem Blech. Die pentatonische Musik der Azteken besetzt der Komponist anhand seiner Recherchen mit Holztrommeln, Flöten, Pfeifen und Rasseln.

Für diese Doppel-CD wurden erstmals auch die Beiträge von Vicente Gomez berücksichtigt. Der vor zwei Jahren verstorbene, namhafte Gitarrist und Komponist hat sporadisch für den Film gearbeitet (BLOOD AND SAND, CRISIS, THE SUN ALSO RISES). Sein Spiel fügt sich  nahtlos in den Score ein und verleiht ihm zusätzliches Ambiente.

Eine kleine Überraschung erlebt man am Ende von CD 2 bei «Conquest», einem der grandiosesten Märsche der gesamten Filmmusikliteratur. War die Schlagzeugbegleitung bisher vor allem in den leiseren Passagen eher nur zu erahnen, ist sie hier nun präsent wie nie; ein Beweis dafür, dass man auf die besten noch zur Verfügung stehenden Ressourcen zurückgreifen und den Klang optimieren konnte.

Gegenüber der vor ein paar Jahren erschienenen Tsunami-Edition bietet SAE nochmals 20 Minuten mehr Musik, ist aber – das haben findige Experten schnell herausgefunden – auch nicht komplett. Trotzdem gehört dieses Schmuckstück mit seinem üppigen 44seitigen Booklet in jede Sammlung. Das gilt auch für diejenigen, die schon sämtliche früheren Versionen besitzen.

Andi  |  2004

CAPTAIN FROM CASTILE
Alfred Newman
SAE-CRS-0007
CD 1: 39:33 | 11 Tracks
CD 2: 57:25 | 14 Tracks