Review aus The Film Music Journal No. 3, 1995
Für den neuen, mitreissenden Film von Luc Besson greift Eric Serra erneut auf die für ihn so typischen Computerklänge zurück und legt einen äusserst atmosphärischen Score vor, der Mitte Februar in Frankreich mit dem Preis «Victoire de la Musique» ausgezeichnet wurde.
Besonders begeistert haben mich vier Stücke: «Cute Name», eine sehr melancholische und schwermütige Melodie für Streicher, «Ballade for Mathilda», in der die warme Klangfarbe der Gitarre einen Kontrast zur kalten, gefühllosen Welt von LÉON bildet und die Unschuld des kleinen, anerkennungssuchenden Mädchens verkörpert; «She is Dead», ein düsteres, bedrückendes und trotzdem sehr melodiöses Streicherstück und «Leon the Cleaner», in dem sich die ganze Trostlosigkeit und Einsamkeit desbeziehungsunfähigen Killers wiederspiegelt.
Auch «Noon», mit seinem orientalisch-arabischen Touch ist erwähnenswert. Der Rest besteht aus vorwiegend düsteren und rhythmischen Synthesizer-Kompositionen, welche die Bildkraft und Filmatmosphäre intensivieren und steigern.
Gewisse Scores kann man hören, geniessen und lieben, auch ohne den Film gesehen zu haben. Dies funktioniert hier nicht. Serras Musik alleine sagt wenig aus, da sie sehr stark mit den Bildern verwurzelt ist. Deshalb empfehle ich jedem, sich zuerst den Film anzusehen, um die CD danach in vollen Zügen geniessen zu können.
Patrick | 1995
LÉON
Eric Serra
Columbia
59:19 | 23 Tracks