Modulation. Ein „Zauberwort“ insbesondere in der heutigen Filmmusikszene. Es gibt wahre Meister darin und solche, die es absurdum führen. Modulieren tut auch James Horner gerne mal, speziell in Extreme Close-Up, seiner Musik zu einem Fernsehfilm aus dem Jahr 1990. Ein Score, den nicht einmal seine grössten Fans kannten, was auch daran lag, dass der Film bisher nicht auf Video/DVD erschienen ist und im Fernsehen hierzulande eigentlich auch kaum beachtet wurde. Ich zumindest kannte den Film nicht, obwohl mit Craig T. Nelson ein zu jener Zeit durchaus namhafter Akteur mitspielte und der Film von Edward Zwick geschrieben und mitproduziert wurde. Mit Zwick hat Horner zuvor bei Glory und danach bei Legends of the Fallund Courage Under Fire gearbeitet.
Im Film geht es um eine Familie, die ihre Mutter und Ehefrau durch einen Autounfall verliert. Der älteste Sohn verarbeitet den Verlust mit dem Zusammenschneiden unzähliger Videoaufnahmen, die er vor ihrem Ableben von ihr gedreht hat. Nach und nach ergibt sich so ein Bild einer Frau (gespielt von Blair Brown), die unter schweren Depressionen litt und es stellt sich heraus, dass der Unfall eigentlich keiner war, sondern ein gewählter Ausstieg aus dem Leben.
Dem stillen, in sich gekehrten Score ist die Entstehungszeit von den ersten Klängen an anzumerken, denn Horners Field of Dreams, sein Oscartrauma, das erst mit Titanic entknüpft wurde, schimmert in den sphärischen Synthesizerklängen und dem, Achtung, plätschernden Klavier mehr als deutlich durch. Und eben, Horner moduliert, und das nicht zu knapp. Der Ton der Musik bleibt dabei in den 37 Minuten eigentlich stetig gleich: Intim, sehr in sich gekehrt, gefühlvoll, nie überbordend. Erst mit dem letzten Track, Final Tribute, zieht Horner ein bisschen an und lässt einen Schub mehr Bewegung einfliessen. Der 7-Minuten Track bildet einen schönen Abschluss einer sicher nicht abwechslungsreichen, aber durchaus bewegenden Musik, derer Horner-Fans, die seine stillen Scores jener Zeit à la In Country, Jack the Bear oder eben Field of Dreams mögen.
Das Composed and Conducted by verwirrt ein wenig, denn ich höre im ganzen Score ausser dem Klavier keine „echten“ Instrumente. Auch die Harfe im Schlusstrack dürfte wohl aus dem Sampler stammen und beim Untertitel „performed by“ sind schliesslich James Horner, Randy Kerber und Ian Underwood aufgeführt. Möglicherweise wurde ein MIDI-gesteuertes Blasinstrument verwendet?
Intradas Booklet ist mit drei Textseiten kurz und knapp ausgefallen, liefert darin aber die zum Film nötigsten Infos, während man über die Entstehung der Musik gerne etwas mehr erfahren hätte (siehe Absatz oben…).
Phil, 12.11.2009
EXTREME CLOSE-UP James Horner Intrada Signature Edition ISE 1034 37:45 Min. / 9 Tracks Limitiert auf 1500 Stk.
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