Review aus The Film Music Journal No. 21, 2000
In Japan erscheinen oft nebst einer Score CD (genannt BGM für Back Ground Music) auch eine Symphony Version des Scores. Der Unterschied zum BGM ist die Verkettung von Themen zu längeren Tracks (vergleichbar etwa mit CD-Versionen wie die alte Ausgabe von E.T.-THE EXTRA-TERRESTRIAL von John Williams). Inhalt dieser Rezension ist die originale japanische Symphony CD (Zweite Auflage mit anderem Cover) des in unseren Landen als PRINCESS MONONOKE angelaufenen Streifens. Eingespielt mit dem Czech Philharmonic Orchestra in Prag.
«Ashitaka Setsusa» ist das Main Theme, welches über weite Strecken in der einen oder anderen Version den Film begleitet. Es ist auch gleich der Name des männlichen Helden des Films. Joe Hisaishi, der mit Regisseur Hayoa Miyazaki schon bei früheren Werken gearbeitet hat (zum Beispiel KAZE NO TANI NO NAUSHIKA, im Westen meistens nur als stark gekürzter WARRIORS OF THE WIND bekannt) und in Japan getrost mit einem Jerry Goldsmith oder John Williams verglichen werden darf, hat für MONONOKE HIME einen dicht strukturierten Klangteppich gewoben, der im Film nicht selten eine weitere Hauptrolle einnimmt.
«Ta-Ta-Ri-Gami», der Klang der rennenden Waffenschmiede zu Beginn des Filmes ist eine kriegerische Drohung, schwere Pauken vibrieren hinter dem Vorhang der sich aufbauenden Streicher und Bläser, bis das rollende Thema zurückkehrt. Der dritte Track ist eine Kombination aus Elementen in Ashitakas Reise, wiederum hauptsächlich zu Beginn des Filmes. Die Musik erzählt seinen Weg aus dem behüteten Tal in die weite Welt. Sanft beginnt der Track, wächst dann unweigerlich bis hin zur Szene in den Bergen, welche begleitet wird von einem sich aufbäumenden Orchester, um kurz darauf in Barock anmutenden Klängen zu vergehen.
Verschiedene Momente, welche uns die weibliche Hauptfigur des Filmes näherbringen, sind erstmals im Track 4, «Mononoke Hime», zusammengefasst. Sie beinhalten die erste Begegnung zwischen Ashitaka und der jungen Frau am Fluss, unmittelbar nach dem Kampf im Cue «Ta-Ta-Ri-Gami» und dem Überfall auf die kleine Stadt der Waffenschmiede. Zu Beginn ist die Musik hier lyrisch und mysteriös, verwegen und schliesslich auch tragisch in der zweiten Hälfte. Das Erscheinen des Waldgottes, begleitet vom Rasseln der Waldgeister findet sich wieder im nächsten Track. Hier hat Hisaishi Oboen eingesetzt, um die schon fast pastorale Wirkung zu erreichen. Eine Verwandtschaft mit Vaughn Williams Werk ist hier sicherlich nicht von der Hand zu weisen.
Obwohl es in der Filmmusik eines japanischen Trickfilms oft der Fall ist, dass vielleicht ein, zwei Themen fertig ausgearbeitet und enthalten sind, bildet Joe Hisaishi eine stetige Ausnahme dieser «Regel».
Sicherlich ist es auch für die Liebhaber der westlichen Filmmusik keine Schande, sich den Score zumindest mal anzuhören, am besten gleich mit den dazugehörenden Bildern.
Steve | 2000
MONONOKE HIME (PRINCESS MONONOKE)
Joe Hisaishi
SM Records Japan
47:04 | 8 Tracks