Guns for San Sebastian / Dark of the Sun

Review aus The Film Music Journal No. 24, 2000

Im Zeitalter der LP gab es die sogenannte B-Seite; normalerweise der uninteressante Teil. Dieses Phänomen verschwand, als die CD sich in ihrer ganzen Einseitigkeit auf dem Markt feilzubieten begann. Jetzt gibt es so etwas wie ein Revival, denn Chapter III veröffentlicht im Rahmen der Reihe „Double Feature» verschiedene CDs, auf denen man nur die Hälfte anhören muß.

Auf der vorliegenden CD, der Jahresproduktion 1968 gewidmet, betrifft das garantiert nicht Jacques Loussiers musikalische Kapitulationsurkunde DARK OF THE SUN. Wobei nicht verschwiegen sei, daß es auch früher schon Freaks gab, die immer nur die B-Seiten über den grünen Klee lobten. Manchen Leuten haben sogar Loussiers Bach-Verjazzungen gefallen.

Kommen wir zum Eigentlichen, zu Ennio Morricones circa viertbester Filmmusik. GUNS FOR SAN SEBASTIAN ist ein Film, in dem Anthony Quinn sich vergeblich bemüht, an alte Glanzzeiten anzuknüpfen. Der Fernseher kann also ausgeschaltet bleiben, dafür gilt es, sich die Musik in größtmöglicher Lautstärke zu Gemüte zu führen. Da gibt es nicht nur ein zünftiges Titelthema, sondern eine ganze Parade an vollblütigen Orchesterstücken: «The Chase», der Name sagt alles; ein Liebesthema, das von zarten Gespinsten bis zur Hymne reicht, die man auch für die großen Duellszenen der Leone-Western verwenden könnte. Die meisten Morricone-CDs haben zwei, drei wirklich großartige Tracks und viel Belangloses drumherum. GUNS FOR SAN SEBASTIAN folgt einer musikalischen Dramaturgie, die vor allem abseits des Films überzeugt. Als Album: ein MUSS!

Matthias  |  2000

Guns for San Sebastian
Dark of the Sun
GUNS FOR SAN SEBASTIAN/DARK OF THE SUN

Ennio Morricone, Jacques Loussier

Chapter III

62:40 | 26 Tracks