Le chêne et ses habitants

Am ehesten dürfte der 47jährige, in Paris geborene Cyrille Aufort den Filmmusikfans für seine Musik zum SF-Grusler SPLICE (2009) bekannt sein. Ansonsten ist Aufort seit 2002 in Sachen Dokumentarfilme, Fernsehen und Kino tätig, hauptsächlich in seinem Heimatland. LE CHÊNE ET SES HABITANS ist ein Dokumentarfilm, inszeniert von Laurent Charbonnier und Michel Seydoux, in dem sich alles um eine uralte, 210jährige Eiche und was darauf fleucht, kriecht, zwitschert und nagt, dreht. Vom Eichhörnchen über die Eulen bis zur Spinne.

Die Eiche und ihre Bewohner, das könnte, filmmusikalisch, vielleicht etwas sein? So dachte ich. Blindkauf. Aufort hat einen grossteils orchestralen Score geschrieben, unterstützt von einem Chor, den er mit Bedacht einsetzt. Der Franzose beginnt die Musik mystisch und ominös, erst nach und nach bringt er etwas Schwung und Spielerei in seinen ersten Track «Sa Majesté le chêne». Diese erste Idee wird insbesondere in den ersten Stücken öfters angewendet. Mit etwas Perkussion und dem Pizzicato der Streicher verleiht er der Musik, insbesondere in «L’attaque du serpent» und «La nuit des mulots» einen Hauch, es ist nicht zu überhören, MISSION: IMPOSSIBLE, oder wie Aufort es ausdrückt: Spionagefilm. Packend dramatisch und eigentlich das erste Mal in forte und fortissimo Höhen aufschwingend, agiert das Orchester in «La traque du geai», einem der besten Stücke des Scores. Sonst ist die Musik eher zurückhaltend und selten überbordend, manchmal fein verzaubert und zerbrechlich behutsam eingesetzt. Was es mit dem technoiden Einschlag bei «Techno balanin» auf sich hat, dürfte sich beim Sichten des Films offenbaren, mir erschliesst es sich musikalisch nicht. Die Filmmusik an sich beschliesst Aufort mit dem hübschen «Thème du chêne» für Orchester, Harfe, Klavier und Celelesta. Es folgt zum Ende der CD das gefühlvoll interpretierte Chansons «Et tu restes», dem ebenfalls ein orchestrales Arrangement zu Grunde liegt und das sich wirklich gelungen in LE CHÊNE ET SES HABITANS schmiegt.

34 Minuten sind nicht gerade üppig, auch oder schon gar nicht für einen «Naturfilm». Und doch sind es hübsch gemachte, unkomplizierte und gut anzuhörende 34 Minuten. Das Booklet von Music Box Records zeigt ein paar Filmbilder und ein kurzes Interview mit dem Komponisten.

Phil  |  6.4.2022

LE CHÊNE ET SES HABITANS

Cyrille Aufort

Music Box Records

33:55 | 13 Tracks