Spider

Review aus The Film Music Journal No. 30, 2003

Wer sich mal so richtig die gute Laune verderben will, sollte zu diesem Soundtrack greifen. Shores Musik untermalt die Geschichte eines Schizophrenen, weshalb man nicht mit eitel Sonnenschein rechnen darf. Die Musik wurde für kleine Besetzung geschrieben und wird vom renommierten Kronos Quartett gespielt, das von weiteren Soloinstrumenten, wie z.B. Klavier und Klarinette, verstärkt wird. Das Album wird von einem melodischen, wenngleich recht simplen Lied eröffnet und mit weiblicher Solostimme und Klavier intoniert. Doch damit hat es sich auch schon, was Melodien angeht.

Zwar versucht die Melodie des Liedes zaghaft, sich in zwei weiteren Tracks, nämlich in «Hieroglyphics» und «The Dog & Beggar», durchzusetzen, wird aber gleich wie der vom Klangteppich der übrigen Besetzung erstickt, wie unter einer dicken Decke. Dieser Klangteppich erwirkt aufgrund seiner absichtlichen Monotonie und Abwechslungsarmut eine alptraumhafte, klaustrophobische Enge und eine unwirkliche Atmosphäre. Dabei beschleicht einen irgendwie das Gefühl der totalen Verlassenheit und Abgeschiedenheit. Wieder einmal wird Shore seinem Ruf gerecht, psychische Abgründe musikalisch gekonnt einzufangen und erschafft damit in diesem Fall eine recht schwer verdauliche, schon fast deprimierende und genau wegen dieser Wirkung sehr saubere und gelungene Partitur.

Klaus  |  2003

 

SPIDER

Howard Shore

Virgin

36:14 | 12 Tracks