Relativ lange mussten sich die Fans von Michael Giacchino gedulden, bis sie nun wieder eine neue Scheibe mit seiner Musik auflegen können. Seit Star Trek Into Darkness (2013) vom April 2013 machte Giacchino vor allem mit zahlreichen Konzertauftritten und vielen Kompositionsaufträgen von sich reden – in letzterem Falle satte sechs an der Zahl: Jupiter Ascending (2015), Tomorrowland(2015), Inside Out (2015), Here is Where I Leave You (2014), Jurassic World (2015) und die nun vorliegende Arbeit, Dawn of the Planet of the Apes (2014). Mit dem äusserst grosszügigen Soundtrack-Release zu Dawn of the Planet of the Apes ist nun jedoch der „Startschuss“ für ordentlich interessante Giacchino-Monate gefallen (alle oben genannten Filme sollen bis Sommer 2015 in die Kino kommen). Dabei weiss diese jüngste Filmmusik von ihm über weite Strecken gut zu unterhalten, wobei den Highlights schon auch einige Durchhänger und etwas viele Lost-Musikeinflüsse gegenüberstehen.
In Sachen Filmmusik kam die Planet of the Apes-Franchise bis 2011 ordentlich kratzbürstig daher: Für den Klassiker aus 1974 komponierte Jerry Goldsmith eine erbarmungslos avant-gardistische Perkussions- und Orchester-Schlachtplatte, die trotz ihres Kultstatus‘ so manchen Hörer stark fordern dürfte. Spinn-Offs und Sequels erhielten Musik von Leonard Rosenman, Tom Scott, ein zweites Stelldichein von Goldsmith und Danny Elfman. Alle Musiken wandelten sich im Ton zwar stets, doch bot jeder Soundtrack eine Tour-de-Force, die als reiner Hörspass nicht nur attraktiv war. Versöhnlichere Klänge stimmte Patrick Doyle 2011 für das Franchise-Reboot Rise of the Planet of the Apes an. Michael Giacchinos Musik schafft nun eine Art Spagat zwischen diesen Klangwelten, indem er harmonische Momente mit mysteriöser bis aggressiver Suspense- und Action-Musik – mit viel toller Dschungel-Perkussion – kombiniert.
Die Musik zu Dawn of the Planet of the Apes ist ein schöner Hörgenuss, sobald das sehr eingängige Hauptthema zu hören ist. Giacchino lässt dieses mehrmals ausladend, episch und dramatisch spielen, wobei es immer auch mal wieder sehr zurückhaltend, verletzlich und intim erklingt. So sind die Stücke The Great Ape Processional, Past Their Primates, Along Simian Lines, Primates for Lifeund Planet of the End Credits sehr unterhaltsam und gelungen. Zu diesen emotionalen Musikminuten möchte man dann schon auch noch einige krachende Momente dazustellen, womit die Stücke Monkey See, Monkey Coup und The Apes of Wrath empfohlen werden können.
Doch was ist mit den restlichen Stücken auf der CD? Diese legen den Fokus auf eher ruhige Atmosphäre-Musik, immer mal wieder erschüttert von kurzen, kräftigen Action-Ausbrüchen. Das wird mit zunehmender Spielzeit jedoch etwas zu repetitiv, als dass es für die Mehrheit interessant bleiben dürfte.
Fazit: Michael Giacchinos Effort für Dawn of the Planet of the Apes kann auf äusserst unterhaltsame und wirklich sehr gelungene rund 45 Minuten programmiert werden. Als knapp 80-minütiges Hörerlebnis ist es jedoch mit zu viel „Drumherum“-Musik etwas arg verwässert worden. Da das Programmieren der Highlights jedoch schnell gemacht ist, kann diese Musik dennoch empfohlen werden – besonders für Fans der kultigen Lost-Musik von Giacchino, die hier während den ruhigen und mysteriösen Momenten Pate gestanden zu haben scheint.
Basil, 17.7.2014
4
DAWN OF THE PLANET OF THE APES Michael Giacchino Sony Masterworks 77:21 / 19 Tracks
Schreib einen Kommentar