Goldeneye

GOLDENEYE, 6 Jahre nach LICENCE TO KILL – es wurde Zeit. Bis dahin hatten Connery, Lazenby, Moore und Dalton ihren Martini-affinen 007 präsentiert. Lizenz-Streitigkeiten, jahrelang legten sie ein neues Bond-Abenteuer lahm, waren endlich vom Tisch – und so marschierte Commander James Bond, dienst ältester, elegantester, dino-gleicher Hans Dampf in Mission 17, geschüttelt, nicht gerührt, directed by Martin Campbell. (Erst CASINO ROYALE (2006) wird Bonds fein gehegte Priorität in Sachen Getränke revolutionieren – herrlich rotzig zum Barkeeper: Daniel Craig, wieder als Regisseur: Martin Campbell.)

1995 erstmals für GOLDENEYE am Start: Pierce Brosnan (dem kaufte man 007 sofort ab) – inklusive fulminantem Opening (DoP: Phil Meheux, Cutter: Terry Rawlings).

Bond-Movie-Refresh: CGI-Gunbarrel-Sequence, mehr 90er-Action- denn Frauen-Held, Story dem Sowjetunion-Zerfall angepasst, Moneypennys Jungbrunnen, Rückkehr Joe Don Bakers (nicht Bösewicht, sondern Sidekick). Und Judy Dench wurde Bonds toughe Vorgesetzte „M“, reiner Qualitäts-Gewinn. Tina Turners Title Song (hat die Frau jemals etwas Schlechtes performed!?), geschrieben von Bono and The Edge, erinnerte popig-getunet an Shirley-Bassey-Zeiten.

Sound-Neuland: speziell beim Soundtrack. Von John Barry zu Eric Serra – der größte Wandel im Hause Bond kam `95 mit dem Taktstock, besser, der Keule. Serras GOLDENEYE-Soundtrack quirlte 007 ordentlich durch – man musste das erstmal mögen, stellenweise ertönten Klänge aus dem CD-Player, die einen Gerätedefekt vermuten liessen (etwa Quäk-Effects beim altehrwürdigen Bond-Theme oder auch T2-Sound-Assoziationen). Serra trat an mit Kesselpauke, E-Bassgitarre (beides erfrischend) und schrägem Synthesizer (wahrlich freaky für bisherige 007-Score-Ohren).

Track 2, „The Goldeneye Overture“, eröffnet wirklich beeindruckend – später im Verlauf hier und da schon erstes Elektro-Gejohle.

Track 3, „Ladies First“, kam quietsch-vergnügt daher – wirkte im Film deutlich besser.

Track 7, „Our Lady Of Smolensk“, tragisch, Gesänge und Einsamkeit.

Track 9, „Run, Shoot And Jump“, vermittelte dies schon ganz passend.

Track 10, „A Pleasant Drive In St. Petersburg“ (nur auf CD), war auch nicht ohne, machte kaputt und schenkte Soundtrack-Survival-Spaß für die ganze Familie.

Track 13, „Dish Out Of Water“, bot im Mittelteil sogar „akustische Referenz an 50er-Horror-Streifen“.

Eric Serra (SUBWAY, LEON DER PROFI, IM RAUSCH DER TIEFE) gelang ein Hinhörer mit GOLDENEYE, zweifellos. Im Interview der Swiss Film Music Society vom März 1996 erzählte Serra, dass die Verantwortlichen zu Beginn seines 007-Jobs alle musikalischen Freiheiten gewährten – auch mit Hinblick Neustart / Comeback der Bond-Film-Serie. So legte Serra munter los. Teilweise geriet das Alles aber gar nicht zum Gefallen jener 007-Offiziellen – hier nur ein Beispiel: Die große Action-Szene, in der Bond mittels Panzer St. Petersburgs Stadtbild umformt, wurde final mit externer Musik unterlegt. Serras „A Pleasant Drive In St. Petersburg“ kam im Kino nicht zum Einsatz. Natürlich keine angenehme Situation, wenn anfangs dem Komponisten die volle Entfaltung zugesagt wurde.

Serra-Nachfolger David Arnold kam zum damaligen Zeitpunkt (TOMORROW NEVER DIES bis QUANTUM OF SOLACE) goldrichtig, für konstante Bond-Soundtrack-Impulse. Never say never again.

Manfred Schreiber, 17.12. 2014

GOLDENEYE

Eric Serra

Virgin Records 724384104825

51 Min. / 16 Tracks

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