Review aus The Film Music Journal No. 5/6, 1996
In Darrell Roodts Film nach dem Roman von Alan Paton spielt James Earl Jones den südafrikanischen Kirchenminister Steven Kumalo, der nach Johannesburg gerufen wird, wo sein Sohn wegen Raubes, bei dem ein Weisser getötet wurde. im Gefängnis sitzt. Er trifft dabei auf den Vater des Getöteten, gespielt von Richard Harris, der ein vehementer Anhänger der Apartheit ist. James Earl Jones, die Stimme Darth Vaders, erhielt für seine Leistung eine Nomination der Screen Actors Guild. Der Film erfuhr kaum Vorführzeit in den Kinos und ist heute so gut wie vergessen.
Das eröffnende Motiv für Piccolo und Trompete sowie das gleich darauffolgende, schwelgerische Titelthema der Violinen und Bratschen in «Main Title – The Letter» sind der Grund, wieso mich CRY THE BELOVED COUNTRY (1995) ein Stückchen mehr «anmachte» als die beiden anderen, im gleichen Jahr erschienenen Barry-Scores ACROSS THE SEA OF TIME (1995) und THE SCARLET LETTER (1995) – ein richtiges Barry-Revival. Sicher, auch CRY THE BELOVED COUNTRY bietet keine unbändige Abundanz an Neuem und aufregend Originellem, doch das Titelthema ist wirklich packend. Es hebt sich von der Gesamtstimmung des Scores ab, ist freundlicher, optimistischer gestimmt und weniger bedrückend ausgefallen. Das zweite Thema der Musik (Streicher in «He Was Our Only Child», Hörner in «Cry, Cry the Beloved Country», Trompete in «It’s My Son-That Killed Your Son» klingt zwar auf den ersten Blick hoffnungsvoller, jedoch von spürbarer Traurigkeit umgeben, die auch im dritten Hauptmotiv zu hören ist. Dieses wird zumeist von Querflöte und/oder Klarinette sowie Oboe intoniert – mit dem typisch «fetten» John Barry Streicherteppich untermalt: «The Train to Johannesburg», «Christ», «Forsake Me Not». Es dauert bis zu Track 19, ehe das wundervolle Titelthema wieder erklingt («Do Not Spoil My Pleasure» und «The Fifteenth Day»).
Wenn auch kein bahnbrechendes Werk des Briten, das ist in dieser Phase eigentlich auch nicht mehr zu erwarten, so ist CRY THE BELOVED COUNTRY, wie gewohnt von Barry, ein melodischer, ruhiger Score, der sich Bestens zum Ausspannen und Sinnieren eignet.
Phil 1996
CRY THE BELOVED COUNTRY
John Barry
Epic Soundtrax
54 Min.
23 Tracks