Review aus The Film Music Journal No. 18/19, 1999
Hat Joel McNeely seit seinem Effort, mit dem er Jerry Goldsmith, Randy Newman ersetzend, bei AIR FORCE ONE (1997) unterstützt hat, den Aufstieg in die oberste Liga der Actionkomponisten geschafft? Schwierig zu beantworten. Jedenfalls hat er mit seinem Score zu Paul W.S. Andersons SOLDIER (1998) sicher einen weiteren Schritt dazu gemacht. Im futuristischen Film spielt Kurt Russell einen ausgedienten, seit Kindesbein an hochtrainierten Soldaten, der auf einem fernen Planeten entsorgt wird. Dort trifft der wenig redselige Todd auf scheinbar vergessene Kolonnisten, die ihn nur zögerlich aufnehmen. Als Todds einstiger Vorgesetzter mit seinen neuen, genmanipulierten Supersoldaten eintrifft, um diese an den Kolonnisten auszubilden, stösst er bei Todd auf verbissenen Widerstand. Nebst Russell spielen Gary Busey, Connie Nielsen und Jason Scott Lee. Der von Jerry Weintraub für 60 Millionen Dollar teuer produzierte Film floppte kolossal, fand aber wenigstens ein Publikum nach dem DVD-Release.
Die Vorgabe bei SOLDIER einen Actionscore von Goldsmith’schem Schrot und Korn hinzulegen, hat Joel McNeely mit harschen Blechbläsereinsätzen und auffälligen 7/8 Taktungen durchaus hinbekommen. Die Musik ist überaus knackig, temporeich und laut, militaristisch und hartgesotten mit Schlagwerk wie Snares und Timpani und einer fanfarenmässigen Fünftonfolge des Blechs. Die Trompeter und Posaunisten legen eine wahrhaftige Parforce-Leistung hin, gibt ihnen McNeely doch geradezu frenetisch schnelle Passagen (32stel) zu spielen. Vielleicht vermag der ein oder andere Hörer ebenfalls Reminiszenzen brachialer Momente aus STARSHIP TROOPERS (1997) herauszuhören: «Finale Battle». Für strickt Melodisches bleibt da nicht viel Platz, immerhin kann der abschliessende Track «Redemption» mit ruhigen Streicherpassagen und emotionalen Crescendi eher in diese Ecke gestellt werden. So wie das eigentliche Hauptthema von SOLDIER, zu hören in «New Soldier vs. Old Soldier», das an die Heroik aus dem eingangs erwähnten AIR FORCE ONE erinnert.
SOLDIER ist fulminante, toll gemachte und handwerklich überzeugende Filmmusikaction – wie so oft von Varèse Sarabande leider in gewohnt knapper 30 Minuten Manier aufgelegt.
Phil, 1999
SOLDIER
Joel McNeely
Varèse Sarabande
29 Min.
8 Tracks