The China Syndrom

Michael Small

Intrada Special Collection Volume 110

37:33 Min. / 10 Tracks

Limitiert auf 1000 Stk.

Eine kleine Besonderheit hat Intrada mit The China Syndromeaufgelegt, denn zu dem hervorragenden Film mit Michael Douglas, Jane Fonda und, mit einer grossartigen Darbietung, Jack Lemmon wurde die von Michael Small geschriebene Musik schlussendlich nicht verwendet. Der Film profitiert im Gegenteil wohl davon, und sowas sagt man als Filmmusikfan ja nicht unbedingt oft, dass keinerlei Musik verwendet wurde – oder sagen wir: Es hat dem Film auf alle Fälle nicht geschadet.

Wie auch immer, Intrada ist überraschend zu den Bändern von Smalls Score gestossen, der in den 70er Jahren einige bemerkenswerte Filme vertont hat: The Parallax View, Klute und insbesondere zwei Streifen, deren Musiken ich gerne auf CD sehen würde, The Marathon Man sowie The Stepford Wives.

Knapp 30 Minuten Filmmusik und 7 Minuten source music werden hier geboten, nicht gerade üppig, aber wenn schon, dann wäre ein sparsamer eingesetzter Score bei The China Syndrome sicher passend gewesen.

Der Film beschreibt einen Zwischenfall in einem kalifornischen Atomkraftwerk, der von einem anwesenden Fernsehteam gefilmt wird. Die Führung setzt alles daran, dass von diesem gravierenden Zwischenfall, der nur um Haaresbreite nicht in einer Katastrophe endete, nichts nach draussen gelangt und schreckt auch nicht davor zurück, buchstäblich über Leichen zu gehen. Ironischerweise startete der Film nur wenige Tage vor einem gravierenden Zwischenfall im Atomkraftwerk von Three Mile Island im Nordosten der USA, nahe Harrisburg, der beinahe zu einer unglaublichen Katastrophe geführt hätte und die USA tagelang in Atem hielt.

Entsprechend düster ist Smalls Komposition ausgefallen. Schon der eröffnende Titel The Plant lässt sofort erahnen, dass hier weit mehr passieren wird als nur eine kleine Fernsehreportage über ein die Menschen mit Energie versorgendes Kraftwerk. Die vordergründigen Synthesizerklänge und die zurückhaltenden Violinen über drohenden Celli und Bässen machen das deutlich.
News at 6:00 ist eine Musik, wie man sie aus amerikanischen Newsmeldungen kennt: vorwärtstreibende staccati der Holzbäser, unisono mit dem Xylophon und von Kesselpauken begleitet. Die Art und Weise wie der Track aufgebaut und orchestriert ist, dürfte darauf hinweisen, dass er Teil des Scores ist und nicht als source music gedacht war. Ähnlich ist es mit News at 11:00, der aber um einiges kantiger und suspenselastiger ausgefallen ist, ehe eine deftige Rhythmussektion mit Drums und E-Bass übernimmt.

Es folgt ein mit fast 8 Minuten Dauer ungewöhnlich langes Spannungsstück, Ticking Time Bomb, in welchem Small Orchester und Synthesizer paart und durchgehend für unterschwellige Spannung sorgt. Wenn auch der Synthesizer immer etwas zu laut erscheint (ein in dieser Zeit desöfteren zu hörendes Phänomen), so ist der Track doch geschickt gemacht, mit mal kraftvolleren Passagen für die Hörner, dann wieder leisen Stellen, in denen nur Violinen oder ein elektronischer Sound zu hören sind. In ähnlicher Weise, wenngleich kompakter, ist auch Hot Rods gestaltet.

Ein toller Track ist Meltdown! mit seiner mitreissenden, tempobetonten Art, die fast an einen Actiontrack von Meister Goldsmith erinnern könnte. Oder wie im Booklet so treffend steht „all hell breaks loose“. Das ist mitunter einer der Höhepunkte von The China Syndrome. Betont archaischer geht es in The China Syndrome zu und her, der während den ersten 3 Minuten bestimmt wird von puristischen, elektronischen Klängen, stop-and-go sozusagen.

Den Schlusspunkt des Scores setzt The Truth and Finale, der so wie es scheint als Elegie über den letzten Szenen des Films beginnt und dann in die Schlusstitel übergeht, die interessanterweise weniger düster ausgefallen sind, als es der Filmschluss eigentlich zulassen würde. Smalls letzte Takte sind betont rhythmisch, End-70er-mässig mit E-Bass, Schlagzeug, E-Gitarren, die das Orchester begleiten. Die nachfolgenden „Bonus Tracks“ kann man sich getrost schenken.

Die CD ist eine feine Ergänzung zur letzthin mit diversen Veröffentlichungen angereicherten Small Sammlung (Comes a Horseman, The Driver, Klute, Black Widow), musikalisch sicher weniger wertvoll denn als Objekt, wenn man Film (auch ohne Musik) und Komponist besonders mag. Für ein paar kurze Runden im Player ist die Musik aber allemal interessant genug. Klanglich ist die CD übrigens, man konnte nur über Monobänder verfügen, hervorragend ausgefallen.

Phil, 24.10.2009

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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