Contract on Cherry Street

Review aus The Film Music Journal No. 20, 1999

Da hortet man Massen an CDs und LPs, kauft sich Laserdiscs und DVDs nur des Scores wegen und dann bringt Luc Van de Vens Prometheus mit CONTRACT ON CHERRY STREET (1977), Überraschung, Überraschung, eine Goldsmith-Musik heraus, die einem in allen Belangen unbekannt ist. Der TV-Cop-Thriller ist mit Frank Sinatra, Martin Balsam und Harry Guardino augenfällig gut besetzt, Regie führte TV-Veteran William Graham, der auch Kinofilme wie SUBMARINE X-1 (1968) und WATERHOLE #3 (1967) in Szene setzte.

1977 war für Goldsmith ein Jahr mit einem Haufen Kreativität, in dem er CAPRICORN ONE, DAMNATION ALLEY, MACARTHUR, ISLANDS IN THE STREAM und TWILIGHT’S LAST GLEAMING komponierte. Bereits die ersten Klänge des «Main Title» sind gar nicht von «kleinbildlicher» TV-Natur, Goldsmith lässt es deftig krachen. Sein Titelstück erinnert etwas an CAPRICORN ONE: Betont rhythmisch gestaltet, vorantreibend mit tiefen Klavierostinati und harschen Einsätzen des Blechs. Einige der Streicherfiguren in CONTRACT erinnern in der scharfen und schneidenden Spielweise, gepaart mit den erwähnten Rhythmen des Klaviers und gestopften staccati der Blechbläser an Passagen aus THE OMEN (1976). Das hervorstechende Actionmotiv basiert auf einem linearen, schnörkellosen Rhythmus, erstmalig in «Trickin’ Along» zu hören, später in Stücken wie «The Deal» weitergeführt.

Innerhalb des eher spannend bedrückenden Ambientes der Musik finden sich nur wenige erholsam ruhige Momente. Diese sind etwa im Love Theme enthalten, das in einer Version von einer gestopften Soloposaune umgesetzt wird (leider verpasst der Autor der Liner Notes, Gary Kester, hier die Tatsache, dass es sich bei dem Leadinstrument nicht um eine Trompete handelt). Weitere, ruhiger gehaltene Passagen verschafft ein Cellosolo in «Eulogizing», dessen hebräische Natur rein aus der Musik heraus und ohne den Film zu kennen, schwer einzuordnen ist. Durch und durch bleiern und neblig mit wenigen erhellenden Momenten kommt Goldsmiths CONTRACT ON CHERRY STREET daher. Atmosphärisch ein wenig an den fünfzehn Jahre später erscheinenden BASIC INSTINCT (1992) und nicht zuletzt klanglich an CAPRICORN ONE erinnernd. So oder so, man hört dem durchaus feinen Score keineswegs das Medium an, für den er komponiert wurde. Löblich, aber nicht verwunderlich für einen Komponisten, der sich lange im TV-Feld tummelte und weiss damit umzugehen. Die CD ist eine der schönsten Überraschungen des Filmmusikjahres 1999.

Phil, 1999

 

CONTRACT ON CHERRY STREET

Jerry Goldsmith
Prometheus

47:20 Min.
17 Tracks