Review aus The Film Music Journal No. 9/10, 1997
Das überraschende an STAR TREK: FIRST CONTACT (1996) ist vielleicht die Tatsache, dass Jerry Goldsmiths Sohn Joel bei einigen Tracks für die Komposition verantwortlich zeichnete. Mitte der 80er Jahre arbeitete dieser desöfteren mit seinem Vater zusammen und unterstützte ihn in Belangen rund um elektronische Musik (RUNAWAY, 1984). Joel Goldsmith, unter anderem bekannt geworden mit dem Score zu Roland Emmerichs MOON 44 (1990), übernimmt beim achten STAR TREK-Abenteuer zumeist das Ruder, wenn es um Spannungselemente von «perkussiv-metallischer», synthetischer Art mit aggressiven Orchesterklängen geht («Retreat», «Locotus» und das superbe «39.1 Degrees»).
Eröffnet wird die CD mit dem tollen «Main Title», den Jerry mit dem TV-Thema seines Freunds Alex Courage erklingen lässt. Mit einem Viertonelement, das direkt aus STAR TREK V: THE FINAL FRONTIER (1989) stammen könnte, leitet er in sein neues, nobles und elegantes Thema für Hörner ein. Dieses wird später von den Violinen übernommen, in prächtiger Art und Weise schlussendlich in «End Credits». Im Film darf die Musik, natürlich, den toll gestalteten Titelvorspann untermalen.
Im zweiten Track, «Red Alert», finden gleich zwei alte Bekannte den Weg in den Hörgang eines jeden Trekkies (und Trekkers): Die Hauptthema-Fanfare aus STAR TREK-THE MOTION PICTURE (1979) und das nicht weniger gelungene Klingonen-Motiv aus den Teilen 1 und 5, hier mit erhöhtem Tempo und kräftigeren Blechbläsern ausgestattet. In «Temporal Wake» ist das erste Motiv der Borg zu vernehmen: Ein sich zweifach wiederholendes Viernotenmotiv, das das unaufhaltsame, präzise funktionierende Kollektiv der grössten Gegner der Federation untermalt, in «Fully Functional» von einem gefährlich anmutenden Synthieklang übernommen. Das eigentliche Borg-auf-der-Enterprise-Thema entwickelt Joel Goldsmith im Track «Retreat», ein für Hörner geschriebenes, vorwärts treibendes Thema, welches er zusammen mit dem Borg-Motiv einzusetzen weiss.
STAR TREK-FIRST CONTACT ist ein tolles Erlebnis. Die Mischung aus Science Fiction, Suspense und Action funktioniert in der Musik bestens und so zählt der Score mit zu den gelungensten der Filmreihe, die an Höhepunkten alles andere als arm ist. Einzig die bemerkenswerte Musik vor und während des Warp-Flugs der Cochrane-Rakete hätte unbedingt auf diese CD gehört – und damit auch gleich die beiden Songs verschwinden lassen.
*2012 erschien bei GNP Crescendo eine auf stattliche 10’000 Stück limitierte 77 Minuten dauernde CD (ohne Songs!)
Phil, 1997
STAR TREK: FIRST CONTACT
Jerry Goldsmith
GNP Crescendo
51 Minuten
11 Tracks