Rezension aus The Film Music Journal No. 4, 1995
Erfolgreichen Filmmusiken zu Horror- und Thrillerstreifen wie HELLRAISER, FLOWERS IN THE ATTIC oder HELLBOUND: HELLRAISER II folgten atonale Actionscores à la THE VAGRANT und elektronische dominierte Musiken wie BAT*21, ehe Christopher Young sich mit JENNIFER 8 und nun JUDICIAL CONSENT im Thriller fand.
Komponiert hauptsächlich für Streicher und Klavier, Horn und Schlagwerk, zeigt sich dieser Score als eine atmosphärische, eher kopflastige Musik. Das Hauptthema wird in «Judicial Consent» vom Klavier intoniert, es ist hier zum ersten Mal zu hören. Young schafft mit dieser von Streichern unterstützten Melodie ein Gefühl der Geborgenheit und der Ruhe, die Orchestrationen hingegen (Hörner und Röhrenglocken) vermitteln eine düstere, unsichere Atmosphäre. Herrmannesque tragen die crescendi der Violinen und Bratschen in «Black Thorn» zu dieser unguten Vorahnung bei, bevor in «Hot Mustard Leadpipe» die Lautstärke erstmals überschwappt und Timpani sich in das marcato der Streicher integrieren.
Immer wieder webt Young Klavierphrasierungen als dominantes, melodieführendes Mittel ein und baut rundherum eine geschickt instrumentierte Stimmung auf, die hie und da an BASIC INSTINCT, vor allem aber an Youngs FLOWERS IN THE ATTIC und HIDER IN THE HOUSE zu erinnern vermag. Elektronisch verfremdete Glöckchenklänge sind deutlich in «Themus» zu hören, doch spart Young hier allgemein mit derlei Effekten. Die zweite Hälfte des Tracks entwickelt sich zu einem turbulenten Mix aus Klavier- und Streicherpassagen. «Gavel On» ist der Actiontrack des Scores mit perkussiven Synthesizereffekten, metallischem Schlagwerk und Klavier, die hier das Zepter übernehmen und für die ein oder andere Schrecksekunde führen – im besten Sinne. Versöhnlicher klingt das abschliessende Hauptthema in «Silence», gute alte HELLRAISER-Zeiten werden geweckt.
JUDICIAL CONSENT gehört mit JENNIFER 8 zu Youngs besten Arbeiten dieser Phase (um 1994) und ist einer der besten Thrillerscores des Jahres.
Phil, 1994
JUDICIAL CONSENT
Christopher Young
Intrada
35 Min.
9 Tracks