Ennio Morricone BSX Records BSXCD 8895 60:45 Min./16 Tracks Limitiert auf 1500 Stk.
Mit The Thing hat John Carpenter einen Grusel Science Fiction geschaffen, der weit über das sonst übliche Remake hinausreicht. Carpenter blieb der Originalidee gar treuer als beim 1951er Vorbild und stattete den Film mit einer beklemmenden, im wahrsten Sinne des Wortes, eisigen Stimmung aus, dazu tolle Bilder der Antarktis und gelungene Effekte. Mir ist das bis heute die liebste der Carpenter Arbeiten, noch vor dem gruseligen The Fog und dem unterhaltsamen They Live.
Für John Carpenter ergab sich bei seiner ersten grossen Studioarbeit die Möglichkeit von einem Budget zu profitieren, das es ihm ermöglichte einen Komponisten zu engagieren, dessen Arbeit er sehr bewunderte, Ennio Morricone. Morricone machte sich sofort ans Werk, doch das Resultat stellte Carpenter nicht vollends zufrieden und so bat er den Komponisten, doch noch etwas Simples aus dem Synhesizer zu zaubern. Daraus ist das The Thing Motiv entstanden. Da am Film immer noch gewerkelt wurde und der Regisseur das Gefühl hatte, hie und da fehle noch etwas, beauftragte er Alan Howarth, mit dem er seit Escape from New York zusammenarbeitete, mit zusätzlicher Musik (Main Title, Burn It, Fuchs, To Mac’s Shack).
Das vorliegende Album wurde von Howarth produziert und zeigt den gesamten Score zu The Thing so wie er im Film zu hören war, also bestehend aus Morricones instrumentaler Komposition, dessen Synthiemusik und den Stücken von Howarth und Carpenter selber. Was mich zugegebenermassen abgeschreckt hat, als ich das Booklet unter die Lupe nahm, war die Erwähnung der Orchesterparts aus Samples. Doch der grösste Teil dieser Stücke ist ganz gut gemacht und sie schmiegen sich erstaunlich in die kühle Atmosphäre des Gesamtbilds ein (natürlich und zum Glück sind echte Streicher nach wie vor nicht mit Samples zu ersetzen!).
Es sind nicht thematische Ansätze oder gar Melodien und auch keine fein ziselierten oder mächtigen Orchestrationen, die The Thingausmachen. Es sind die Kälte und das Gefühl der Isolation, die durch die Einfachheit der Musik erreicht werden. Am bleibendsten dürfte das zweinotige Motiv sein, wie es zum ersten Mal in Main Theme-Desolationzu hören ist, begleitet von einem einfachen aber wirkungsvollen, pulsierenden Beat. Das Motiv wird zunächst von einem elektronischen (analogen) Flächensound gespielt und wird später von einem Orgelsound übernommen. In Humanity 2 steigert Morricone die zuvor aufgebaute Spannung, in dem das Motiv moduliert wird (nicht nur in der Zweitstimme, wie im vorhergehenden Stück) und die Orgel den Hauptpart von Beginn an übernimmt.
Hört man Stück 4, Despair, erkennt man die Ableitung des Hauptmotivs. Da Morricone aber zuerst den orchestralen Teil des Scores schrieb, ist es also eher umgekehrt (elektronisches Hauptthema abgeleitet vom orchestralen Motiv, das zB. ab ca. 45 Sek. in Humanityvon den Holzbläsern und später von den Hörnern zu hören ist). Unüberhörbar Morricone und der Track, mit dem man ihn wohl ohne hinzuschauen sofort in Verbindung bringen würde, ist Eternity, mit seiner repetitiv aufgebauten Spannung. Das Main Theme–End Creditbeschliesst den Score dann wiederum mit dem hypnotischen Hauptmotiv.
The Thing in dieser Version ist bestimmt etwas für Fans des Films und eher nichts für Fans des melodischen, traditionellen Morricone oder knalliger Horrorscores. Aber definitiv passend für die kalten, grauen Tage derzeit!
Die Liner Notes stammen von Randall D. Larson, der auch Anmerkungen von Howarth integrierte.
Phil, 15.11.2011
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