Executive Producer: Steven Spielberg – Teil 3

von Phil Blumenthal

Steigen wir ein in den dritten Teil und vorläufig letzten Teil ein. Man könnte behaupten es war in eine Zeit des letzten kreativen Aufbäumens der «Steven Spielberg presents» Amblin-Produktionen. Langsam aber sicher zeichnete sich ab, dass die hochgesteckten Box Office-Zahlen immer schwieriger zu erreichen waren. In Spielbergs Filmwerkstätte waren noch immer einige Produktionen in Arbeit und auf inzwischen etablierte, erfolgreiche Regisseure konnte ebenfalls zurückgegriffen werden. Aber auch Regieneulingen sowie einem Veteranen des Drehbuchschreibens überliess man das Steuerrad, mehr oder weniger…

Nach einem Ausflug ohne Beteiligung Amblins mit EXPLORERS (1985) (vielleicht der typischste Nicht-Amblin-Film in dieser Zeit) kehrte Joe Dante mit zwei Episoden («The Greibble» und «Boo!», 1986) und einem Science-Fiction/Komödien-Projekt zurück: Mit INNERSPACE wurde der Film betitelt, der bei uns als DIE REISE INS ICH startete. EXPLORERS war ein typischer Dante. Was relativ normal beginnt, so man dem so sagen kann, endet in einem völligen Chaos. Das letzte Drittel des Films war dermassen schräg, dass sich das Publikum nicht für den Film zu begeistern vermochte. Sogar in den USA wollte kaum jemand den Film sehen! Also setzte Joe Dante auf Nummer wieder auf Nummer sicher und kehrte dorthin zurück, wo er mit GREMLINS (1984) seinen grössten Erfolg feierte. Spielbergs Hilfe bestand nun darin, Freunde bei der Verwirklichung ihrer Projekte zu unterstützen. Bei INNERSPACE holte Spielberg das Powerduo Jon Peters und Peter Guber als mitausführende Produzenten an Bord, die ihm bereits bei THE COLOR PURPLE zur Seite standen.

INNERSPACE schaffte es sogar fast, auf die typischen, total abstrusen Dante-Momente zu verzichten. Fast, aber nicht ganz. Die geschrumpften Bösewichte Victor Scrimshaw und Dr. Cranker sind Dante pur. Besetzt wurde der Film mit kommenden Talenten: Dennis Quaid, Meg Ryan und Martin Short, herrlich in der Rolle als hypochondrischer Jack Putter. Andrew Laszlo stand hinter der Kamera, der zuvor FIRST BLOOD (1982) und POLTERGEIST II: THE OTHER SIDE (1986) fotografierte. Witzigerweise war sein Vater Ernest Laszlo Director of Photography beim wesentlich ernsthafteren Vorgänger FANTASTIC VOYAGE (1966).

Doch ehe es zum Dreh kam, stand eine Neufassung des Drehbuchs an. Die erste Version, die von Peter Guber an Joe Dante herangetragen wurde, war nach Aussagen des Regisseurs keine Komödie und ziemlich zusammenhangslos.

Der Frauenheld Lieutenant Pendleton, der gerne einen über den Durst trinkt, hat seinen Job als Pilot bei der Navy verloren, auch seine Freundin Lydia hat ihn verlassen. Also lässt er sich auf das Experiment ein, sich mitsamt einem speziellen U-Boot verkleinern zu lassen und in ein Kaninchen injiziert zu werden. Doch die Konkurrenz hat davon Wind bekommen und überfällt das Labor, um den Chip zu stehlen, der für das Verkleinern notwendig ist. Einem Angestellten des Labors gelingt die Flucht – mit dem Mini-Pendleton in der Spritze – nur um in den Supermarktangestellten Jack Putter zu rennen und ihm die Spritze reinzujagen. Putter, ein Hypochonder vor dem Herrn, wird unschuldig in die Affäre gezogen und muss nun vor einem auf ihn angesetzten Killer fliehen.

INNERSPACE ist eine gelungene, rasante Mischung aus Science Fiction und irrwitzigem Klamauk. Bahnbrechende Effektaufnahmen, die mit dem Oscar für beste Spezialeffekte ausgezeichnet wurden, wechseln sich mit Slapstick und der wirklich witzigen Darstellung Martin Shorts ab. Noch vor der Verwendung von Forced Perspective in THE LORD OF THE RINGS (2001 – 2003), wurde diese Arbeitsweise in INNERSPACE verwendet, um die auf die halbe Grösse geschrumpften Cranker und Scrmishaw mit «echten» Schauspielern zu zeigen. Überhaupt wurde ein Grossteil der Effekte in-camera, also mit echten Miniaturen und Sets, gedreht. Etwas was man sich heutzutage kaum mehr vorstellen kann. Umso überzeugender ist das Ergebnis ausgefallen.

Die Musik zu INNERSPACE stammt von Jerry Goldsmith, der inzwischen zu Dantes wichtigstem kreativen Mitarbeiter geworden war. Er vertraute ihm blind. Wie bei Dante üblich, wurde auch INNERSPACE mit einem Temp Track unterlegt (für Studiopräsentationen unerlässlich) und es war stets eine Ausnahme, dass Goldsmith sich Dantes Filme mit dem Temp anschaute. Wie Dante ausführte, war es immer eine unglückliche Sache, die richtige Musik für den Temp Track auszuwählen, da seine Filme so facettenreich sind. «Jerry rettete mich immer, schrieb eine Musik, die dieselben Gefühle erzeugte wie der Temp – nur besser!».

Anders als es bei Goldsmith oft der Fall war, wurden die Synthesizer, von denen er in INNERSPACE eine ganze Menge verwendete, nicht über Mikrofone an den Lautsprechern aufgenommen, sondern direkt eingemischt. Sein Score ist vielfältig mit einer Vielzahl an Motiven und zwei Hauptthemen ausgefallen. Doch mit Blick auf das Soundtrackalbum von Geffen Records musste Goldsmiths Musik wieder einigen Songs Platz machen, von denen man sich Hitpotential erhoffte. Fünf Songs, angeführt von Rod Stewarts «Twistin’ the Night Away» und «Will I Ever Understand You» von der aus TOP GUN (1986) bekannten Band Berlin, fanden sich auf Seite A der Vinyl beziehungsweise nahmen die erste Hälfte der CD-Veröffentlichung ein, während Goldsmith immerhin noch rund 25 Minuten seines Scores präsentieren konnte. Erst 2009 erschien ein 78minütiges Album, das sich gänzlich Goldsmiths Komposition widmete. Es war aber auch höchste Zeit dafür!

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Wie Steven Spielberg drehte auch Phil Joanou als Kind Filme auf Super-8. Er studierte schliesslich Film an der renommierten USC und zeichnete für zwei Episoden von AMAZING STORIES, «Santa 85» (1985) und «The Doll» (1986), verantwortlich. Spielberg stand Pate als Joanou bei Universal mit THREE O’CLOCK HIGH (1987) anklopfte. Einen Titelcredit beanspruchte Spielberg allerdings hier nicht. Scheinbar behagten ihm weder der Humor noch die Tatsache, dass der Film einen deutlich düstereren Touch aufwies als andere Teenie-Schulkomödien jener Zeit, nicht. Auch Amblin Entertainment blieb im Hintergrund, weshalb ich nur kurz und der Komplettierung halber auf diesen Film eingehen möchte.

Die schwarze Komödie handelt von Jerry (Casey Sziemasko), einem Nerd, der sich mit dem neuen Schulfiesling Buddy (Richard Tyson) anlegt, als er von einem Lehrer den Auftrag erhält, für die Schulzeitung über Buddy zu schreiben. Als Jerry im Toilettenraum auf Buddy stösst und an der Schulter berührt, ist für Buddy die Zeit gekommen, den Nerd um 15 Uhr desselben Tages fertig machen zu wollen.

Spielberg filmte mit Casey Sziemasko die AMAZING STORIES-Folge «The Mission». Ausserdem hatte der Schauspieler einen Auftritt in BACK TO THE FUTURE (1985). Als Director of Photography fungierte Barry Sonnenfeld, der später selber auf dem Regiestuhl Platz nehmen würde (THE ADDAMS FAMILY, 1991; MEN IN BLACK, 1997).

THREE O’CLOCK HIGH war ein Kinoflop, wurde aber zu einem recht anständigen Erfolg auf VHS. Wesentlich erfolgreicher als im Filmgeschäft (STATE OF GRACE, 1990; FINAL ANALYSIS, 1992) war Joanou mit seinen Videos für U2.

Für den Score zu THRE O’CLOCK HIGH, der damals bei Varèse Sarabande erschienen ist, wurde die damals hippe Elektroband Tangerine Dream (THIEF, 1981; NEAR DARK, 1987) engagiert. Sylvester Levay (AIRWOLF, 1984; HOT SHOTS!, 1991) schrieb zusätzliche Musik.

*BATTERIES NOT INCLUDED (1987) basierte auf einer von Steven Spielberg eigentlich für AMAZING STORIES erdachten Story, für die bereits die später im Film vorkommenden Raumschiff(chen) konstruiert worden waren, ehe Spielberg die Folge aus der TV-Serie strich, weil er dafür Potential als Kinofilm sah. Als Regisseur erkoren Spielberg und Amblin Matthew Robbins, der einst mit am Drehbuch für THE SUGARLAND EXPRESS (1974) mitarbeitete. Robbins verfasste ausserdem Scripts und Drehbücher zu MACARTHUR (1977) und später MIMIC (1997). Sein Regiedebüt gab er mit der Autokomödie CORVETTE SUMMER (1978) mit Mark Hamill in der Hauptrolle. Dieser Streifen floppte allerdings ebenso wie der ambitionierte Fantasyfilm DRAGONSLAYER (1981). Nach der AMAZING STORIES-Folge «The Main Attraction» durfte sich Robbins nun an *BATTERIES NOT INCLUDED versuchen. 

Das rührige Ehepaar Frank und Faye Riley wohnt im East Village von New York und führt dort einen Imbiss. Doch schon bald aber sollen sie und die Bewohner des Hauses einer modernen Überbauung weichen. Um den aufkommenden Widerstand zu brechen, werden sie von Fieslingen heimgesucht, die das Café verwüsten und einige der Bewohner zum Verlassen des Hauses «überreden». In der gleichen Nacht finden sich zwei kleine UFOs in der Wohnung der Rileys, reparieren den Imbiss und jagen Carlos, den Oberschläger, davon. Als wäre das nicht nicht genug, erweist sich das weibliche «Fix-It», so nennen die Hausbewohner die UFOs, als schwanger – ähm ja. Und natürlich tauchen auch die Fieslinge bald wieder auf.

In der Tat, was sich hier etwas gar speziell liest, ist es auch. Mehr als eine aufgeblasene UNGLAUBLICHE GESCHICHTEN-Story ist DAS WUNDER IN DER 8. STRASSE (deutscher Titel) leider nicht. Ich verliess das Kino damals eher desillusioniert und liess den «Jöööö-Faktor» und die arg klischeehafte Geschichte enttäuscht im Saal zurück, wobei mich einzig der Gedanke nach Hause begleitete, ob damit wohl das Ende der glorreichen Amblin-Periode eingeläutet worden sei.  

Das Ehepaar Jessica Tandy und Hume Cronyn kam bereits in COCOON (1985) mit Ausserirdischen in Kontakt – in *BATTERIES spielen sie gemeinsam mit Frank McRae (zuvor im Spielberg-Film 1941 (1979) zu sehen), Elizabeth Peña und Michael Carmine (der 1989 im Alter von nur 30 Jahren verstarb). Der Film war nur ein milder Erfolg. Zwar startete *BATTERIES als Nummer 4 der US-Filmhitparade, trotzdem blieb es bei einem mässigen 65 Mio. $ Einspielergebnis weltweit. Es war aber vor allen Dingen die Kritik, die an diesem Film kaum ein gutes Haar liess.

James Horners zweiter Auftritt bei Amblin (für einen Kinofilm) war durchaus inspiriert von seiner Musik zu COCOON, für den er ebenfalls eine Mischung aus Big Band-Swing und sinfonischer Filmmusik vorsah – wie bei Horner üblich ist eines der «swingigen» Themen denn auch fast identisch. Das ist es aber auch schon mit Parallelen. Horner bindet hier den Big Band-Sound dramaturgisch und musikalisch in seinen Score ein und macht den Stil zu einem festen Bestandteil und einem Knotenpunkt für die Rileys und deren Erinnerungen an gute, alte Zeiten. Die «Fix-Its» werden mal mit mysteriösen, zauberhaften und mal verspielten Klängen und Motiven bedacht. Die 2018 veröffentlichte Intrada-CD präsentiert Horners Filmmusik in einer insgesamt unterhaltsamen und abwechslungsreichen Form, obwohl die einst zum Film erschienene LP (und CD) von MCA einen guten Querschnitt abbildete. Das alte Album ist auf der neuen Veröffentlichung von Intrada ebenfalls enthalten.

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Noch hatten die «Steven Spielberg presents»-Produktionen Leben in sich!

Ursprünglich sollte WHO FRAMED ROGER RABBIT? (1988) von Joe Dante inszeniert werden, trotz des nicht zufriedenstellenden Einspielergebnisses von INNERSPACE (1987). Dante, Liebhaber von gezeichneten Figuren, war eigentlich der ideale Regisseur für ROGER RABBIT. Doch er lehnte ab («Der Hase ist doch bloss ein Trottel!») und werkelte weiter an THE ‘BURBS (1989) – rückblickend betrachtet definitiv die falsche Entscheidung.

50 Millionen $ steckten Spielberg und Amblin in diese Megaproduktion, womit dies ihr bis anhin teuerstes Werk wurde. Endlich kam es auch zu der von Spielberg lange Zeit erträumten Zusammenarbeit mit Disney. Dort lag das Projekt seit längerer Zeit in der Schublade. Nachdem also Dante und auch Harrison Ford (für die menschliche Hauptrolle, nicht als Hase) ablehnten, kam Robert Zemeckis zum Zug. Es sollte sich als Glücksgriff erweisen, vergessen wir nicht, dass Zemeckis mit BACK TO THE FUTURE (1985) Amblin den bis dato erfolgreichsten Film bescherte.

Steven Spielberg nahm bei WHO FRAMED ROGER RABBIT? deutlich mehr Einfluss als bei den letzten Produktionen. So wurde unter anderem der Titelheld, Roger Rabbit, unter seiner Aufsicht neu gezeichnet – ebenso wie die Figur Baby Herman. Doch bei den Animationen kam es auch zu einem ersten Hickhack zwischen Spielberg und Disney. Für Disney war klar, dass die Zeichnungen in ihren Studios gefertigt werden würden, doch davon wollte Spielberg nichts wissen. Eher sah er Don Bluth für diese Arbeit vor, doch dieser war damals voll mit den Arbeiten zu THE LAND BEFORE TIME (1988) beschäftigt und hatte keine Zeit. Also wandte sich Spielberg an Richard Williams, einen kanadischen Zeichner, der in London lebte. Das gefiel Disney gar nicht und sie versuchten Williams zu feuern. Doch dieses Vorhaben scheiterte am Veto von Spielberg und Robert Zemeckis.   

Eine besondere Herausforderung bestand darin, die Animationen mit der Live Action zu verbinden und diese möglichst plastisch erscheinen zu lassen. Ganze 14 Monate dauerte die Postproduktion, zu der Industrial Light & Magic beigezogen wurde, die den Zeichnungen Highlights und Schatten zufügten. Das Resultat war umwerfend: Auf diese Art und Weise hat man animierte, gezeichnete Figuren noch nie mit echten Props und Schauspielern agieren sehen. Zusätzlich zahlte Disney einmalige Beträge an Warner, um beispielsweise Daffy Duck mit Donald in der «Duelling Pianos»-Szene zu vereinen. Auch beliebte Warner-Charaktere wie Bugs Bunny und Betty Boops machten ihre Aufwartung.

Doch um was geht es eigentlich? R.K. Maroon ist nicht zufrieden mit den schlechten Ergebnissen seines Stars Roger Rabbit und setzt Privatschnüffler Eddie Valiant (Bob Hoskins) auf dessen verführerische Ehefrau Jessica Rabbit (gesprochen von Kathleen Turner) an. Eddie hasst alle Toons, seit sein Bruder von einem umgebracht wurde. Als der Besitzer von Toonstown, Marvin Acme, tot aufgefunden wird, steckt man die Tat Roger Rabbit in die Schuhe. Valiant wird in diesen Komplott reingezogen.  

Bob Hoskins, der die für Harrison Ford angedachte Rolle übernahm, erfuhr einen regelrechten Karriereboost mit ROGER RABBIT – er würde später für Spielberg in HOOK (1991) mittun und Captain Hooks Handlanger spielen. WHO FRAMED ROGER RABBIT? war ein Riesenerfolg bei Zuschauern wie beim Grossteil der (meist englischsprachigen) Kritiker. Nominiert wurde der Film für sechs Oscars, schlussendlich wurden ROGER RABBIT drei Goldmännchen zugestanden (Film Editing, Visual Effects, Sound Effects Editing). Ausserdem erhielt Richard Williams einen Special Achievement Academy Award für seine Animationen. Mehrere Male stand ein Sequel zur Diskussion (unter anderem unter der Regie von J.J. Abrams), doch kam es bis dato nicht dazu.

Nach BACK TO THE FUTURE stand ausser Frage, wer die Musik für ROGER RABBIT schreiben sollte. Alan Silvestri nahm die anspruchsvolle Aufgabe an und kreierte einen wahnwitzigen Score mit 40er Jazz-Feeling für Eddie Valiant (Kontrabass, Trompete, Klavier), verführerischem Saxophon für Jessica Rabbit und furiosem Orchesterspiel für die temporeichen Action-/Cartoon-Szenen. Seine Musik, mit speziellen Arrangements für die LP/CD, erschien bei Buena Vista als 46 Minuten Album, das ich seinerzeit nicht zuletzt auf Grund der den Hörfluss störenden «Hungarian Rhapsody (Duelling Pianos)» und dem Toon Chorus mit «Smile, Darn Ya, Smile!» nur mässig gelungen fand. Silvestri fand seine Musik im Film desöfteren geschnitten und umplatziert vor.

Eine weitaus bessere Version ist die 2018 bei Intrada erschienene 3-CD Veröffentlichung. Volle 98 Minuten Score, so wie von Silvestri angedacht, aufgenommen mit dem London Symphony Orchestra, sind auf den ersten beiden Scheiben zu hören. Dazu gibt es als Top-Bonus die Scores zu den Roger Rabbit-Cartoons ROLLERCOASTER RABBIT (Bruce Broughton, 1990), TRAIL MIX-UP (1993, Bruce Broughton) und James Horners TUMMY TROUBLE (1989), jeweils mit einer Länge zwischen sechseinhalb und achteinhalb Minuten. TUMMY TROUBLE wurde als Vorfilm von HONEY, I SHRUNK THE KIDS (1989) gezeigt, ROLLERCAOSTER RABBIT vor DICK TRACY (1990) und TRAIL MIX-UP vor A FAR OFF PLACE (1993) – jedenfalls war es in den US-Kinos so. An HONEY, I SHRUNK THE KIDS erinnere mich, da war der ROGER RABBIT-Short auch bei uns mit von der Partie.

Die Figur des Roger Rabbit war eine Zeit lang vor allem in den USA recht populär, Disney widmete dem Hasen eine eigene Attraktion im Disneyland, ausserdem tauchte Roger Rabbit hie und da im TV auf (TINY TOONS).

THE LAND BEFORE TIME (1988)

Fast gleichzeitig mit WHO FRAMED ROGER RABBIT? entstand der neue Don Bluth-Film THE LAND BEFORE TIME (1988). Über den Stoff zu diesem Animationsfilm unterhielten sich Spielberg und Bluth eingehend während den Arbeiten zu AN AMERICAN TAIL (1986) – BAMBI mit Dinosauriern, so die Essenz dieser Gespräche. In ersten Ausführungen der Story kam LAND BEFORE TIME fast ohne Dialoge aus, aber weil man mit dem Film insbesondere Kinder erreichen wollte, wurde diese Idee wieder fallen gelassen. Auch George Lucas wurde schliesslich, mitten in der Produktion, beigezogen. Spielberg und Lucas nahmen denn auch deutlich Einfluss auf die Produktion. Szenen, die für sie zu düster waren, wurden rausgeschmissen. Die Angst, das junge Publikum zu verängstigen, war zu gross. Insbesondere Szenen mit dem Tyrannosaurus fielen der Schere zum Opfer. So wurden insgesamt mehr als 10 Minuten aus dem Film geschnitten, um von einem PG (parental guided) zum G-Rating gelangen zu können –  schlussendlich sollen Aufnahmen im Wert von einer guten Million $ gestrichen worden sein.

Für einen Zeichentrickfilm war das Einspielergebnis von weltweit rund 88 Mio. $ durchaus okay. Nach den drei Animationsproduktionen AN AMERICAN TAIL, WHO FRAMED ROGER RABBIT? und THE LAND BEFORE TIME gründete Spielberg gar das Zeichentrickfilmstudio Amblimation. Drei Filme produzierte er unter dessen Logo: AN AMERICAN TAIL: FIEVEL GOES WEST (1991), WE’RE BACK! A DINOSAUR’S STORY (1993) und BALTO (1994). Das mässige Abschneiden der letzten beiden Produktionen an den Kinokassen führte dazu, dass unter Amblimation keine weiteren Filme mehr folgen sollten. THE LAND BEFORE TIME allerdings war erfolgreich genug, um insgesamt 13 direct-to-video Sequels folgen zu lassen, mit denen Don Bluth ebenso wenig zu tun hatte wie mit der 2007 gestarteten TV-Serie.

Die Kritiker waren gegenüber THE LAND BEFORE TIME eher milde gestimmt. Meistens wurde dem Film ein zu hoher Niedlichkeitsfaktor attestiert, während wiederum andere sich erstaunt zeigten ob der enthaltenen Gewalt in einem solchen Kinderfilm. Unterhaltsam sei, so die Quintessenz der meisten Schreiber, THE LAND BEFORE TIME so oder so, der sich wie ein Disney-Film anfühlen würde.

In einer Hungersnot zieht es eine Herde «Longnecks» zum weit entfernten «grünen Tal», in dem genug Grünfutter zu finden sein soll. In diese Herde hinein wird der kleine Littlefoot geboren, der sich sogleich mit Cera, einem Dreihorn, anfreundet, trotz mahnender Worte seiner Mutter, Dinos würden nicht mit anderen Dinos spielen. Als ein Tyrannosaurus Rex die zwei Kleinen angreifen will, stellt sich ihm Mama Longneck in den Weg und erliegt schliesslich ihren Verletzungen. Durch ein Erdbeben werden Cera und Littlefoot von der restlichen Herde trennt. Zusammen mit Bigmouth, Spikes und Flyer machen sie sich alleine auf eine lange Reise voller Abenteuer und neuer Begegnungen.

James Horner, der seine Ambitionen im Zeichentrickgenre mit AN AMERICAN TAIL (1985) ankündigte, war erste Wahl für THE LAND BEFORE TIME – im Jahr, in dem er unter anderem die Musiken zu WILLOW und COCOON: THE RETURN schrieb. Da sich die Produktion von LAND allmählich hinzog – nicht zuletzt wegen der Schwierigkeiten, die der Umzug von Don Bluths Animationsschmiede nach Dublin mit sich brachte und weil Horner mit der COCOON-Fortsetzung in Verzug geriet –, wurden aus den einst 12 Wochen nur noch 5 Wochen für Horner – für 70 Minuten Musik, wohlverstanden. Nach den Kürzungen verblieben 69 Minuten Film, somit wurden auch einige wenige Minuten von Horners Score gekippt. Der Komponist war bekannt dafür, anstatt viele kürzere Aufnahmeteile einzuspielen, längere Parts zu bevorzugen, was selbst für die Musiker des London Symphony Orchestra durchaus eine Herausforderung darstellte. Das Resultat allerdings ist atemberaubend und klingt wie aus einem Guss. Nebst dem LSO wurde auch der Choir of King’s College herangezogen. Die für einen Animationsfilm ausgesprochen langen Tracks von sieben bis fast dreizehn Minuten widerspiegeln auch die Tatsache, dass Horner darauf verzichtete, jede Bewegung und jedes Geschehnis punktuell zu betonen. Vielmehr komponierte er «durch» und legte mehr Wert auf die Entwicklung und Dramatik der Musik. Sein Score, für viele Fans Horners beste Zeichentrickarbeit, enthält mehrere Themen, so wird beinahe jedem der Dino-Kids ein Motiv zuteil (Littlefoot und Ceras Motive sind die wichtigsten). Prominent eingesetzt sind auch das Thema für das grüne Tal und das sogenannte «Journey Theme». Statt den geplanten «End Credits» wurde ein zugegeben toller Song, von Diana Ross interpretiert, verwendet, der von James Horner und Will Jennings geschrieben wurde und aus Littlefoots und dem «Journey»-Thema besteht.

Erst kürzlich veröffentlichte Intrada eine Gesamtausgabe des Scores mit zwei Tracks und etwas über 15 Minuten mehr Musik. Lange mussten die Fans darauf warten, doch nun ist das Werk vollbracht und die einstige MCA-LP/CD kann endgültig ins Regal wandern.

Andi Süess ist in seinem wundervollen Artikel zu Jack Lemmon-Filmen plus Musik bereits auf den Score von James Horner und den Film selber eingegangen, deshalb möchte ich lediglich ein paar Daten zur Produktion aufführen.

Als waschechter New Yorker wuchs Gary David Goldberg in Brooklyn auf, dislozierte aber für sein Studium nach Massachusetts und schliesslich nach San Diego, wo er den Entschluss fasste Autor zu werden. Im Medienbusiness schrieb er zunächst für THE BOB NEWHART SHOW, THE DUMPLINGS, THE TONY RANDALL SHOW und LOU GRANT (1977-1982; wo er auch als Produzent tätig war). Seinen grössten Hit landetet er mit der von ihm kreierten und produzierten Sitcom FAMILY TIES (1982-1988) mit Michael J. Fox, die ein absoluter Quotenrenner war und amerikanische Familienverhältnisse in lockere Atmosphäre setzte. Weitere TV-Arbeiten waren SPIN CITY (1996-2001; ebenfalls mit Michal J. Fox) und BROOKLYN BRIDGE (1991-1992). DAD (1989) war sein erster Ausflug ins Filmgeschäft. Goldberg produzierte und führte Regie.

Goldberg und Spielberg waren langjährige Freunde, gemeinsam planten sie dereinst ein Musical in die Kinos zu bringen, dazu ist es allerdings nie gekommen. Eher in die Kategorie Freundschaftsdienst fällt auch das Angebot Spielbergs, Goldbergs DAD mitzufinanzieren. Dem Traumprojekt des TV-Machers, der hier Regie führte, das Drehbuch schrieb und als Produzent fungierte, war trotz Top-Besetzung mit Jack Lemmon, Ted Danson, Olympia Dukakis, Kathy Baker und Ethan Hawk kein Erfolg beschieden. Insbesondere in Europa fiel der Film komplett durch. Lemmon erhielt für seine Rolle eine Golden Globe-Nomination, bei den Oscars gab es immerhin eine Best Make-Up-Notierung.

Gary David Goldberg führte bei der Komödie MUST LOVE DOGS (2005) nur noch ein weiteres Mal Regie für einen Kinofilm, ansonsten war er wieder im TV tätig. Der mehrfach mit einem Emmy ausgezeichnete Autor, Produzent und Regisseur starb 2014 im Alter von 68 Jahren.

In den Score zu DAD habe ich lange nicht mehr gehört. Ich weiss, dass ich damals, als die Musik erschien, leise enttäuscht war ob dem Gehörten. Quasi auf schriftliches Geheiss von Andi habe ich mir die LP aber wieder gegönnt und hatte wirklich Spass an der melodischen, sentimentalen Filmmusik.  

Mein Dank gilt Basil Böhni, der wie immer geduldig und zuverlässig bei der Textdurchsicht half.

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