Balto (Intrada)

BALTO war der letzte in einer ganzen Reihe von Zeichentrickproduktionen, die James Horner für die Spielberg-Stätte Amblin Entertainment vertonte. Der von Simon Wells inszenierte Film erzählt die Geschichte des mutigen Schlittenhundes Balto, der unter garstigsten Wetterbedingungen dringend benötigte Medikamente in eine gebeutelte Stadt Alaskas bringt und die Bewohner damit rettet. Mit Wells hat James Horner bereits bei AN AMERICAN TAIL: FIEVEL GOES WEST und WE’RE BACK: A DINOSAURS STORY gearbeitet. Musikalisch ist BALTO sicher die gefälligste Musik dieses Trios.

Eine 53 Minuten CD, inklusive zweier Songs, erschien 1995 parallel zum Film, die Intrada CD bringt nun 63 Minuten Musik inklusive des Schlusssongs gesungen von Steve Winwood. Man bekommt nun somit 15 Minuten mehr reiner Scorezeit und dazu noch 16 Minuten Zusatzmaterial. Wie immer stellt sich die Frage, lohnt sich diese Viertelstunde mehr Musik? Ich meine ja, BALTO ist eine der feinsten Zeichentrickmusiken Horners, die sich mit LAND BEFORE TIME und AN AMERICAN TAIL durchaus messen kann, also lohnt sich alleine deswegen und weil BALTO mit dem London Symphony Orchestra aufgenommen wurde, dieses Plus an Musik. Ausserdem bekommen wir ein gutes Booklet mit Notizen der Herren DeWald und Fake, in denen wir erfahren, dass Horner eine zusätzliche Session in L.A. ansetzte und wie er ein Thema, das zunächst nur als zweites Thema, quasi als «Nebensächlichkeit» eingeplant war, nochmals aufgegriffen und erweitert hat. Übrigens sollte man seinen Verstärker mehr aufdrehen als üblich um die volle Dynamik dieser etwas leise gemasterten CD zu erleben. Es lohnt sich, Nachbarn hin, Nachbarin her.

Doch beginnen wir vorne mit «Main Title/Opening Scene», in dem das Hauptthema zu hören ist, gekleidet in Horner übliche Orchestrationen. Dieses Thema begleitet uns den ganzen Score hindurch, allerdings schafft es Horner dabei die Spannung zu halten und variiert es gekonnt in vielerlei Hinsicht: Tempo, Intensität, Orchestration, Rhythmus etc. Ein weiteres Thema, allerdings nur kurz angespielt, ist in «Balto Sees Jenna» zu hören (Baltos Liebelei zu einer Hundedame), während «Not Dog Nor Wolf» Baltos oben angesprochenes zweites, aber so wichtiges (nicht unbekanntes Horner) Thema präsentiert, das Horner in «Heritage of the Wolf» erschaffen hatte und als eminent genug erachtete um es später für «Nor Dog Nor Wolf» neu aufzunehmen – das ursprüngliche Stück wird in der «Extras» Sektion zu hören sein. Dazu gibt es einige furiose, mitreissende Actioncues («The Dogsled Race», «Quarantine» – mit dem eingearbeiteten Telegrafen-Motiv -, «The Journey Begins», «To the Rescue»…) und Dramatisches in Klassestücken wie «Balto Returns/Balto Brings Medicine», «Steele’s Treachery» und dem pièce de résistance «Heritage of the Wolf». Ein bisschen mickey mousing darf es auch sein, jedoch weniger als etwa im kürzlich erschienen *BATTERIES NOT INCLUDED: «Boris and Balto», «Muk & Luk Arrival».

Abgerundet wird BALTO schliesslich von einem Song, ebenfalls aus der Feder von Horner. Wir wissen nicht erst seit AN AMERICAN TAIL, dass er feine Lieder schreiben kann, was schlussendlich in TITANICs «My Heart Will Go On» gipfelte – nicht Horners bester, aber sicher mit Abstand erfolgreichster Filmsong. «Reach for the Light», gesungen von Steve Winwood, gehört zu den gelungeneren Songs des Komponisten.

Wenn Intrada eine alte MCA Scheibe wie BALTO wiederbeleben kann, wächst die Hoffnung, dass wir dereinst doch noch schöne Editionen von THE LAND BEFORE TIME und AN AMERICAN TAIL bekommen dürfen, so wir schon bei James Horner und Zeichentrickfilmen sind, und APOLLO 13 ohne Gemischmasche müsste auch bald mal dring liegen – vielleicht ist 2019 ein gutes Jahr dafür (50 Jahre Mondlandung). Jedenfalls ist BALTO in der vorliegenden Fassung ein famoses Musikereignis, das man nicht auslassen sollte!

Phil, 2.1.2018

BALTO

James Horner

Intrada Special Collection

79 Min.
26 Tracks