30 Jahre Film Music Journal! – Part I

von Klaus Post

30 Jahre FMJ – ein persönlicher Rückblick

Es war 1995. Ich steckte mitten im Studium und meine bescheidene Soundtrack-Sammlung umfasste gerade mal rund 150 Titel, als ich von meinem Schulfreund Gordon Piedesack auf das Film Music Journal aufmerksam gemacht wurde. Ein Jahr nach der Gründung stieß ich als Abonnent mit Ausgabe Nr. 4 dazu. Ab 1996 durfte ich dann die ersten Artikel beisteuern.

Im Sommer 1998 gab John Williams mit dem London Symphony Orchestra eine Konzertreihe in London, zu der sowohl der harte Kern des FMJ aus der Schweiz reiste, als auch ich. Die Konzerte waren eine echte Freude und darüber hinaus genoss ich es sehr, die Gründer des FMJ endlich persönlich zu treffen. Bei der Gelegenheit wurde die Idee geboren, ich könne mich doch als „Deutschland-Sekretariat“ um die Verwaltung der Abonnenten in Deutschland kümmern, was ich fortan mit großer Freude tat und zwar bis 2004.

Für mich persönlich war das in Bezug auf Filmmusik eine aufregende Zeit. Schließlich gab es in den ersten Jahren des FMJ noch kein Internet und als Filmmusikfan stand man im Alltag ziemlich allein da. Und dann waren da plötzlich diese vielen neuen Eindrücke aus der Welt der Filmmusik. Primär aufgrund des Journals, aber auch aufgrund der belgischen „Soundtrack“ und des zweiten deutschsprachigen Magazins „Limited Edition“.

Ich erfuhr neue Impulse durch die vielen Rezensionen, neues Wissen durch Analysen, Interviews und andere Artikel und nicht zuletzt wertvolle Tipps zu ergiebigen Bezugsquellen seltener Filmmusik-CDs. Es war eine herrliche Entdeckungsreise, die ihre Höhepunkte in den sporadisch stattfindenden, persönlichen Treffen fand, wo den ganzen Tag quer Beet Filmmusik gehört und gefachsimpelt wurde.

In der Zwischenzeit hatten sich Internet und E-Mail etabliert, weshalb wir nun leidenschaftlich  online diskutieren konnten, z.B. über die immer wiederkehrende Frage, ob nun eine limitierte Doppel-CD des kompletten Scores einem „handlicheren“ Single-CD-Album vorzuziehen sei oder umgekehrt.

Das Jahr 2004 schließlich habe ich als Wendepunkt für das FMJ in Erinnerung. Es stieß eine Gruppe neuer Autorinnen und Autoren dazu, die nicht nur neue Ideen für das Journal sondern auch einen Idealismus mitbrachten, der sich von dem der bisherigen FMJ-Mannschaft unterschied. Und so wurde aus dem Film Music Journal die Cinema Musica unter der Leitung des neuen Teams. Die erste Ausgabe unter neuer Leitung und in neuem Gewand erschien 2005.

Doch selbst eine solche unentgeltlich arbeitende Interessengemeinschaft ist nicht vor kreativen Differenzen gefeit. Und so kam es nach gut drei Jahren Cinema Musica Ende 2008 schließlich zum Bruch mit der damaligen und inzwischen auch schon längst wieder abgelösten Chefredaktion, bei dem sich im Wesentlichen die „alte“ FMJ-Truppe von der Cinema Musica abwandte und Phils genialer Idee folgte, das FMJ nicht mehr als Printmedium, sondern 2009 als Internetseite wiederaufleben zu lassen.

Das ist nun schon 15 Jahre her. Und es ist Phils unermüdlichem Einsatz zu verdanken, dass nach dem Neustart diese Seite inzwischen länger besteht, als seinerzeit das Printmagazin!
Ich persönlich finde, dass man diesen Einsatz gar nicht hoch genug schätzen kann.

Denn in all diesen Jahren erlebten wir „älteren Semester“, wie sich die Filmmusik vor allem aus Hollywood wandelte und vielleicht nicht mehr so sehr wie früher dem persönlichen Geschmack entsprach. Viele Filmkomponisten haben in der Zeit die Bühne betreten und auch wieder verlassen. Einige von ihnen viel zu früh.

Aber dann entdeckt man wieder neue Einflüsse, an die man früher vielleicht im Traum nicht gedacht hätte und die die Freude an der Filmmusik aufrecht erhalten und einen nicht in einer früher-war-alles-besser-Haltung erstarren lassen.

Es war und ist eine Freude und Bereicherung, sich auf solche Art und Weise über Filmmusik austauschen zu können.

Möge in diesem Sinne das FMJ noch lange bestehen!

19.05.2024

Unsere Autoren werden sich in unregelmässigen Abständen in die «Jubelreihe» einklinken. So stay tuned!

Teil 2
Teil 3