Doctor Strange

The unstoppable Michael Giacchino! Nachdem sich der umtriebige Filmkomponist, der sich mit seinen Kompositionen zu Lost (2004–2010) und für bis dato fünf Disney/Pixar-Filme einen ruhmreichen Namen machte, in die Star Trek- (2009–2015) und auf Ende dieses Jahres hin auch Star Wars-Franchises (2016) einbringen konnte, hallen seine Klänge nun auch durch das Marvel-Musikuniversum. Im Juli 2016 präsentierten die Marvel-Studios ihr neues Logo, für welches Giacchino eine knackige Fanfare komponieren durfte. Im November kam hierzulande deren jüngster Streich, Doctor Strange (2016), in die Kinos, wobei dieser zu Giacchinos Musik wortwörtlich die Welt zusammenfaltet. Und nächstes Jahr soll auch das jüngste Spider-Man-Abenteuer, Spider-Man: Homecoming (2017), von Giacchino vertont werden. Wie lange die Beziehung Marvel/Giacchino hält, ist natürlich ungewiss, doch die Fanfare und der vorliegende Doctor Strange erzeugen den Eindruck, dass hier „potentiell fruchtbarer Boden“ beackert wird.

Die Musik zu Doctor Strange ist kein durchgehender „Hinhörer“ à la Jupiter Ascending (2015) geworden, trumpft jedoch mit einem wunderbaren Titelthema. Dieses präsentiert Michael Giacchino denn auch sogleich am Ende des ersten Tracks, Ancient Sorcerer’s Secret. Es ist eines jener Titelthemen, das kraftvoll und heroisch daherkommen kann, aber auch melancholisch als Klaviersolo (Track 2, The Hands Dealt) sehr zu gefallen weiss. Zudem erhält es mit dem finalen Stück, The Master of the Mystic End Credits, einen abgedrehten Remix, für den Charles Scott verantwortlich zeichnet und in dem die vertraute Orchesterversion mit E-Gitarre und fernöstlich klingenden Elementen aufgepeppt wird. Das Ergebnis ist witzig ausgefallen. Mit der Präsenz dieses Themas steht und fällt denn auch der Reiz der Musik. Während die Eröffnung und das Finale des Albums stark auf dieses Thema bauen und diese entsprechend auch kurzweilig und sehr unterhaltsam sind, hängt der mittlere Albumteil aufgrund eher routinierter und anonymer Action- und Spannungsmusik etwas durch. Stücke wie Sacntimonious Sanctum Sacking und Astral Doom fordern mit bedrohlicher Atmosphäre und krachenden, dissonanten Einwürfen. Diese und weitere Action-Tracks sind dann interessanter, wenn Giacchino die musikalische Identität der mystischen, bedrohlichen Welt hervorbringt. Besonders im Stück A Long Strange Trip erklingt eine originelle, spannende Kombination aus trockener, knackiger Perkussion, Röhrenglockenspiel, geisterhaften Sprechchor-Einwürfen und verzerrtem, tiefem Blech. Keine leichte Kost aber definitiv Doctor Strange-eigen. Zudem sind die Stücke Hong Kong Kablooey und Astral World’s Worst Killer (trotz einem irritierenden 1:1-Zitat aus Dawn of the Planet of the Apes (2014)) knackig gelungen.

Fazit: Michael Giacchinos Effort für Doctor Strange mag nicht an Arbeiten wie Jupiter Ascending oder Tomorrowland (2015) heranreichen, besticht jedoch mit dem Hauptthema, einem abwechslungsreichen Auftakt während den ersten drei Stücken und einem wuchtigen 20-minütigen Finale ab Hong Kong Kablooey.

Basil, 8.12.2016

 

DOCTOR STRANGE

Michael Giacchino

Hollywood Records

66:09 Min. / 19 Tracks

 

 

 

 

 

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