Vangelis, geboren am 29. März 1943 als Evangelos Odysseas Papathanassiou, griechischer Musiker und Filmkomponist, ist am 17. Mai 2022 verstorben. Er gilt als einer der Schrittmacher der elektronischen Musik und hinterlässt ikonische, unvergessene Filmmusiken wie CHARIOTS OF FIRE (1981), BLADE RUNNER (1982) und 1492: CONQUEST OF PARADISE (1992). Einen Historienfilm wie den in den 1920er Jahren spielenden CHARIOTS OF FIRE mit elektronischer Musik zu unterlegen, war zweifelsohne ein Geniestreich. Ebenso unvergleichlich die Vermählung der Musik zum bildgewaltigen Intro von Ridley Scotts BLADE RUNNER, die noch besser im Director’s Cut, wo man auf das Voice Over verzichtete, durchkommt. Mit Scott arbeitete der Grieche ein weiteres Mal beim Epos 1492: CONQUEST OF PARADISE über die vermeintliche Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus zusammen. Aus dem Jahr 1983 stammt die Musik zum japanischen Film ANTARCTICA (Nankyoku Monogatari im Original). Vangelis blieb gefragt – auch wenn der Erfolg hin und wieder ausblieb. So vertonte er 1982 für Costa-Gavras den Politthriller MISSING (mit Jack Lemmon und Sissy Spacek), 1992 für Roman Polański BITTER MOON und 2004 für Oliver Stone ALEXANDER. In unseren Breitengraden verbinden viele Vangelis’ Musik aus 1492 mit dem Boxer Henry Maske, der diese für seine Kämpfe aussuchte.
Ein begehrtes Bootleg war lange Zeit die Musik zum grandiosen Flop THE BOUNTY (1984) mit Mel Gibson und Anthony Hopkins. Die Zukunft wird zeigen, was mit einigen seiner Scores passieren wird und ob mehr davon zugänglich gemacht werden.
Vangelis bleibt mir als Oscar-Gewinner 1982 für John Hughes CHARIOTS OF FIRE, als er Favoriten wie Dave Grusin (ON GOLDEN POND) und John Williams (RAIDERS OF THE LOST ARK) ausschaltete, im Gedächtnis. Ihn darauf zu limitieren wäre freilich unfair.
Phil | 20.05.2022