Frances McDormand spielt eine Mutter, die unter dem nicht aufgeklärten Mord an ihrer Tochter leidet, deren Leiche unweit ihres Heims aufgefunden wurde. Mit drei knallroten Plakaten ausserhalb der Kleinstadt Ebbing und in Sichtweise ihres eigenen Hauses prangert sie die Polizei und den Sheriff an, zu wenig für die Aufklärung des Verbrechens getan zu haben.
THREE BILLBOARDS OUTSIDE EBBING, MISSOURI hätte eigentlich auch einen Oscar für den längsten Filmtitel des Jahres verdient gehabt, wesentlich unumstrittener aber sind sicher die Preise für Frances McDormand und Sam Rockwell. Beide spielen umwerfend in Martin McDonaghs bitterbösem, schwarzhumorigem Drama. McDonagh inszenierte vor zehn Jahren den grandiosen Geheimtipp IN BRUGES und hat mit THREE BILLBOARDS nun ein wesentlich grösseres Publikum erreicht. Beide Filme waren übrigens, nicht unbedingt überraschenderweise, fernab erfolgreicher als in den US-Kinos – massentauglich in Sachen Vereinigte Staaten sind seine Filme sicher nicht (was allerdings für ihn spricht).
Profitierend von einem wunderbaren Drehbuch, schafft es McDormand (unvergessen in FARGO) die verbitterte, leidende Mildred mit viel Zynismus und Mut zur Hässlichkeit wieder zu geben. Nicht anders geht Sam Rockwell (MOON) als rassistischer, feindseliger Cop vor, ein Verlierer wie aus dem „Bilderbuch“, während Woody Harrelson (TRUE DETECTIVE) Sheriff Willoughby zwar autoritär, aber auch angegriffen und zerbrechlich porträtiert. Eine Szene, die unsere Zeit bestens beschreibt ist vielleicht die, als sich die gleiche Reporterin, die von Mildreds Kampagne berichtete, ihr nur Tage später in den Rücken fällt. Es zählen eben immer nur die heissen News und die besten Schlagzeilen.
Gemessen an der Art der Oscars war THRREE BILLBOARDS Del Toros SHAPE OF WATER zwar unterlegen, doch ist es, weil beides zwei völlig unterschiedliche Filme sind, auch nicht möglich diese miteinander zu vergleichen. So bleibt es dem Zuschauer überlassen, welcher der beiden länger oder besser in Erinnerung haften bleibt. Ich fand THREE BILLBOARDS ebenso wie SHAPE OF WATER beeindruckend, würde meine Stimme aber doch McDonaghs Film geben, der die erz-amerikanische Provinz mit einem beinahe schon perversen Humor beschreibt, die Werte und Gesellschaftsordnungen auf den Kopf stellend.
Eine Parallele nebst den Academy Awards gibt es noch, nämlich die Musik. Wie auch in Del Toros modernem Märchen fusst auch die Musik zu THREE BILLBOARDS OUTSIDE EBBING, MISSOURI zu einem gewichtigen Teil auf Songs. Profitiert hat schlussendlich Desplat jedoch mehr davon als Carter Burwell. Der Franzose nahm sein zweites Goldmännchen mit nach Hause, während es für Burwell nach (dem meiner Meinung stärkeren) CAROL erst die zweite Nomination war. Eine Rezi von Basil Böhni zum Score ist übrigens hier zu lesen, während Desplats Musik hier besprochen wurde.
Phil, 3.6.2018
THREE BILLBOARDS OUTSIDE EBBING, MISSOURI R: Martin McDonagh D: Frances McDormand, Woody Harrelson, Sam Rockwell u.a. Musik: Carter Burwell Verleih: 20th Century Fox Veröffentlichung: 24.5.2018