Review aus The Film Music Journal No. 22/23, 2000
Auf einem Ozeandampfer nähert sich die Kamera nacheinander drei Personen, deren schicksalhafte Liebeserfahrungen in jeweiligen Rückblenden dargestellt wird. James Mason verliebt sich als Impresario in eine Tänzerin, doch deren größter Auftritt endet mit einem Herzschlag. Farley Granger ist noch ein Junge, aber bereits in Leslie Caron verknallt. Nächtens verwandelt er sich in den großen Lover und erlebt die romantischste Nacht seines Lebens -wacht aber am nächsten Tag wieder in seiner vorpubertären Hülle auf. Nur Kirk Douglas ist – in der letzten Episode -das Liebesglück hold. Er rettet eine selbstmordwillige Schöne und holt sie aufs Zirkustrapez, wo sie ohne Netz und doppelten Boden waghalsige Kunststücke vollführen.
Miklós Rózsa hatte für diesen Episodenfilm nur wenige Tage Zeit, und wie immer dachten die Produzenten, es könne doch nicht schwer sein, binnen einer Woche mal eben sechzig Minuten Musik auszuspucken. Nur hatte Rózsa damals noch keine PC-Tastatur mit Tasten wie „F3″ und „Einfügen» vor sich, konnte also keine musikalische Müllkippe von der Festplatte abrufen. So erbat er sich die Genehmigung, für die hinreißend gefilmte Ballettszene ein Stück von César Franck zu arrangieren. Doch die Produzenten waren nicht zufrieden damit. So wurde schließlich Sergei Rachmaninoffs «Rhapsodie über ein Thema von Paganini» ausgewählt und in verschiedenen Sektionen der Filmhandlung angepaßt. Höhepunkt ist natürlich auch hier die legendäre 18. Variation, eine leidenschaftliche Umdeutung des Paganini-Themas in Track 6 (ab Minute 5:05). Rachmaninoff hat kein zweites Thema von solcher Anmut und Schönheit komponiert.
Rózsa mußte also gar nicht viel tun, lieferte vor allem einige Erweiterungen und Brücken. Seine Hauptaufgabe begann mit den Originalkompositionen für die beiden anderen Episoden. Doch spürt man nicht nur bei seinen heutigen Kollegen, daß eine zu kurze Arbeitsphase auch zu minderen Resultaten führt. Gemessen an Rózsas sonstigen Filmmusiken der fünfziger Jahre nimmt sich THE STORY OF THREE LOVES eher bescheiden aus und recycelt Ideen aus anderen Filmen, nicht nur den Walzer aus MADAME BOVARY, sondern auch stereotype Stimmungsstücke und allzu konventionelle Lösungen für die dunkleren Seiten der Liebesgeschichten. Nein, es sind die ersten sechs, sieben Tracks, die für den Kauf der CD sprechen. Eine recht internationale Präsentation übrigens: in Luxemburg produziert, mit dem französischen Filmplakat von 1953 als Cover ausgestattet und auf dem CD-Rücken den deutschen Groschenroman-Titel „War es die große Liebe?» führend – unter letzterem wird die Silberscheibe dann auch mancherorts verkauft.
Matthias | 2002
THE STORY OF THREE LOVES
Miklós Rózsa
Tickertape
56:28 | 25 Tracks