Schon seit geraumer Zeit schielt Hollywood nach China, immerhin leben dort rund 1,5 Milliarden potentielle Kinogänger. Während die bisherigen Produktionen im Wesentlichen mehr Hollywood als China in sich trugen und damit deutlich stärker noch am westlichen Publikum orientiert waren, sollte dies mit THE GREAT WALL anders werden. Dieser markiert die bisher aufwendigste chinesisch-amerikanische Koproduktion. Auf dem Regiestuhl nahm der chinesische Starregisseur Zhang Yimou („Hero“, „House of Flying Daggers“) Platz. Im Mittelpunkt steht überdies das chinesische Wahrzeichen schlechthin, nämlich die chinesische Mauer.
Nach Sichtung des Films wissen wir dann auch, dass diese nicht etwa errichtet wurde, um kriegerische Mongolen abzuhalten, sondern um das Kaiserreich vor hungrigen Monstern zu beschützen. Am Ende muss es auch mal wieder ein Amerikaner richten, was den chinesischen Zuschauern so gar nicht gefiel, weswegen der Film dort heftige Kritik einstecken musste. Im Grunde ist das auch schon die Story. Ein paar Europäer durchqueren die chinesische Einöde auf der Suche nach Schwarzpulver. In einer Höhle bekommen sie es mit blutrünstigen Viechern zu tun. Danach sind es nur noch zwei von der Gruppe am Leben. Die werden gefangengenommen, zeichnen sich jedoch im Kampf aus und werden zu ebenbürtigen Partnern eines namenlosen Ordens erhoben. Währenddessen schmiedet man Pläne wie man an das begehrte Schwarzpulver kommt. William (Matt Damon), einer der Beiden Europäer, beginnt alsbald zu begreifen, dass Habgier alleine nicht glücklich macht und stellt sich gegen seinen Freund. Zwischenzeitlich haben die Taotei (so heißen die Viecher) die stolzen Krieger von der Mauer in eine Falle gelockt, indem sie ein Loch durch diese gebuddelt haben und sich nun mit großem Hunger auf die nächstgrößere Stadt zubewegen.
Es wird wohl das ewige Rätsel von Hollywood bleiben, warum man bei einem Budget von 136 Millionen Dollar wohl nur 2,50 Dollar in das Drehbuch investierte. Natürlich erwartet niemand bei einem Blockbuster-Spektakel Tiefgang und geschliffene Dialoge, aber ein bisschen mehr als eine Mischung aus „Herr der Ringe“, „Game of Thrones“ und „Starship Troopers“ darf es schon sein. Es ist schon ein wenig beschämend, wenn man im Abspann liest, welche Namen am Skript bzw. Story beteiligt waren. Die Story, die locker auf die Rückseite eines Bierdeckels passt, wurde entwickelt von Edward Zwick („Blood Diamond“) und Max Brooks (Autor des Romans „World War Z“), während am Drehbuch der Actionerfahrene Tony Gilroy (Autor der Jason Bourne-Filme) mitschrieb. Darstellerisch wirken alle durch die Bank unterfordert. Superstar Matt Damon schaut die meiste Zeit einfach grimmig drein und der Rest wird sowieso nur als Stichwortgeber gebraucht. Beispielhaft ist hierfür die Rolle von Willem Dafoe, dessen Figur nur dazu dient, um als Dolmetscher die Sprachbarriere zu überwinden. Wenn die Story nichts taugt, dann muss wenigstens die Optik stimmen und die kann sich durchaus sehen lassen. Zwar sieht man den Taotei ihre Herkunft aus dem Rechner an, doch die satten Farben, Massenszenen mit echten Statisten und der ein oder andere Action-Gimmick funktionieren durchaus, so dass die rund 100 Minuten sich recht flott schauen lassen. Das amerikanisch-chinesische Experiment scheiterte dennoch an die Kinokassen. Für die Chinesen war einfach zu viel Hollywood in dem Film und für den Rest der Welt war der Film schlicht und ergreifend in der Flut von Megablockbustern einfach nur Durchschnittsware.
Zur Musik: In Sachen Fantasy scheint Komponist Ramin Djawadi der Mann der Stunde sein. Seit seiner Komposition für die Erfolgsserie „Game of Thrones“ wird er gerne für diese Art von Spektakel engagiert. Sein Rezept für diesen Film fällt denkbar simpel aus. Ein wenig fernöstlich musikalisches Lokalkolorit, gepaart mit dem üblichen Musikbombast und ein paar Vokalisen bilden den musikalischen Hintergrund. Das ist meist passend. Akzente vermag er jedoch nicht zu setzen, dazu fallen die melodischen Ideen zu generisch aus. Der Soundtrack ist sowohl als CD wie auch MP3 erhältlich.
THE GREAT WALL Regie: Zhang Yimou Darsteller: Matt Damon, Jing Tian, Pedro Pascal, Willem Dafoe, Andy Lau u.a. Musik: Ramin Djawadi Verleih: Universal Erscheinungsdatum: 18.5.17 Soundtrack: 20 Tracks (66:00)
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