Im sonst so ruhigen Kaff Ogden Marsh erschiesst Sheriff Dutton einen mit einer Schrotflinte bewaffneten und mit irrem Blick ausgestatteten Farmer, der unversehen ein Baseballspiel der heimischen Mannschaften unterbricht. Das ist aber nur der Beginn der Merwürdigkeiten, denn nach und nach scheinen immer mehr Bewohner durchzudrehen. Als Dutton im angrenzenden Sumpfland einen abgestürzten Militärflieger entdeckt, kommt der Verdacht auf, dass der Wandel der Kleinstädter damit zusammenhängen könnte. Spätestens als die Armee plötzlich in Ogden Marsh einmarschiert und alle Bewohner zusammenpfercht, scheint seine Vorahnung begründet. Doch es ist schon zu spät.
The Crazies ist ein Remake des gleichnamigen George A. Romero Films aus dem Jahr 1973 – und für einmal ein gelungenes. Von Anfang an beherrscht eine bedrückend-beängstigende Stimmung den Film. Auch einige wirklich gelungene Schreckmomente erwischen den Zuschauer (abseits von blutigen Szenen, die im Vergleich mit Saw und Co. allerdings noch ganz „harmlos“ sind), die sogar mir altem Grusel-/Thrillerhasen so einige Male die Kaffeetasse haben überschwappen lassen und das obwohl meine Erwartungen nicht sehr hoch waren, insbesondere nach dem völlig missratenen Riesenflop Sahara von Regisseur Breck Eisner (Sohn von Michael Eisner) vor 5 Jahren, mit dem er 130 Mio. $ in den Wüstensand gesteckt hat.
Hier hat Eisner einen wirklich stimmungsvollen, manchmal überraschenden und durchaus gut gemachten Horrorfilm abgeliefert. Schön, das offene Ende und die nicht sonst üblichen in Horrorschinken typischen Charakterzeichnungen (so man es denn so nennen darf). Den Vergleich mit Romeros Film kann ich leider nicht machen, da ich diesen (wie die meisten von Romeros Werken) nicht gesehen habe.
Der Film lief in den USA ganz anständig und spielte dort immerhin das Doppelte seines Budgets ein, bei uns war das Kinoeinspiel eher verschwindend. Auf DVD wird The Crazies sicher sein Publikum finden und garantiert für einen ganz angenehmen, knapp 100 minütigen Grusel. Im Filmpaket, das ich mir dieses Wochenende angeschaut habe (u.a. der total missratene Iron Man 2) jedenfalls eine kleine Überraschung.
Deppen-Musik
Für Mark Isham ist The Crazies eine der wenigen Ausflüge ins Horrorgenre, mit der ebenfalls recht gelungenen Stephen King Verfilmung The Mist innerhalb von 3 Jahren aber gleich ein zweiter Film im Genre.
Für The Crazies hat er einen schweren, elektronischen Score fabriziert (gespielt vom „Sodden Dog Electronic Arts Ensemble“, hm, hm…), vollgestopft mit synthetischen Atmosphären, hohen Dissonanzen, tiefem Brummeln und sonstigen Typizitäten von Isham, wenn es in diese Richtung Film geht (siehe auch einige seiner Thrillerscores). Nichts wirklich aufregendes, nichts umwerfendes, nichts originelles. Im Film tut das alles seine Sache, abseits davon ist Ishams Musik, erhältlich bei Varèse, aber wirklich so gut wie nicht geniessbar.
Phil, 7.11.2010
THE CRAZIES R: Breck Eisner D: Timothy Olyphant, Rhada Mitchell, Joe Anderson u.a. Musik: Mark Isham Verleih: Ascot (Schweiz), Kinowelt (Deutschland)