Inhalt: Dutch Schultz (James Remar), berüchtigter Mafiosi Harlems, entgeht in der Zeit des großen Alkoholschmuggels nur sehr knapp einem Sprengstoffattentat – sein zufälliger Retter Dixie Dwyer (Richard Gere) wird aus Dankbarkeit von Schultz sofort unter die Fittiche genommen. Im Cotton Club trifft sich alles. Dixie, der sehr ordentlich Saxophon und Klavier spielt, soll Schultz’s Gespielin Vera (Diane Lane) auf der Bühne begleiten, wenn Vera singt, so verlangt es sein neuer Boss Dutch Schultz. Es wird natürlich mehr daraus, was Vera zuerst noch abwiegelt, da sie ihre Karriere nicht in Gefahr bringen will. Für Dixie ergeben sich über die Mafia gesteuerte Drähte, auch Richtung Hollywood. Dutch Schultz geht gnadenlos seinen Weg, räumt Konkurrenten beiseite wie Vieh. Vincent Dwyer (ein Wiedersehen mit dem ganz jungen Nicolas Cage), Dixies Bruder, strebt jetzt in die Nähe des großen Paten Dutch Schultzs, wird größenwahnsinnig und bezahlt. Die New Yorker Unterwelt ist längst durch Prohibition und Gewalt zum gefährlichen Pflaster geworden – parallel verläuft der Kampf um Liebe und Anerkennung, geführt vom schwarzen Künstler Sandman Williams (Gregory Hines), der im Cotton Club seine Tänzer-Kollegin Lila Rose (Lonette McKee) umgarnt. Waffengeschäfte, Kindermorde, Intrigen – die Uhr tickt, mit Maschinengewehrsalven müssen die Menschen leben. Die Zeit der großen Bosse neigt sich, niedergemäht endet auch Dutch Schultz. Dixie und Vera fangen neu an, im modernen Zug mit der Aufschrift 20th Century Limited, raus aus dem Molloch, aber nicht ohne flotte Musik. Copollas etwas anderer Mafia-Film.
Kritik: Brillant gesetzt, alle Wischbilder und Kaleidoskop-Style-Überblendungen (Geld, Headlines, Bullets) – ebenso das Licht. Man riecht den Qualm, rempelt im Saal und möchte mitsteppen. Selbst Nichttänzer werden die Bühnen-Choreographien als makellos empfinden. The Cotton Club, ein körniger 80er über die verrauchten 30er. Machtkämpfe, Rassenpolitik, Garderobe wie im Märchen, schöne Menschen, Killervisagen, Brutalität á la Coppola: Die Schlacht am kalten Buffet – beim ersten Mord bricht blinder Wahn los, Mafiosi-Temperament lässt Blut vom Kronenleuchter hinunter tropfen. Die Bosse im Treppenhaus (sitzend auf den Stufen), düstere Hinterzimmer-Pläne (Dutch Schulz muss weg), Rache (Schwarze knüppeln den ewigen Rassisten im Klo nieder), Revolver, Messer, Bomben – angestossen wird auf irgendwas. Und ganz zum Schluss auf ein glückliches Ende.
Musik: Für die spezielle Musikwelt dieser „Bandenkriegs-Ära“ plus Steppen, muss man natürlich ein Faible haben – Show must go on. Hauptanteile bilden Revue- und Jazz-Nummern – die guten, John Barry-typischen Wiederholungen gibt es kaum. Bei den Opening Credits (The Mooche auf der Soundtrack-CD genannt) kommt unverkennbar „Familien“-Feeling auf: Quäkende Blasinstrumente, Pianoteppich und immer wieder „Gangster-Jazz“. John Barry, der 2011 verstarb, ist für mich persönlich mit anderen Genre-Filmen besser im Ohr: Dances With Wolves, A View To A Kill, Thunderball, Out Of Africa.
ms, 24.6.2013
THE COTTON CLUB R: Francis Ford Coppola D: Richard Gere, Bob Hoskins, Gregory Hines, James Remar u.a. Musik: John Barry Verleih: (Rolling Stone edition) Impuls Entertainment