Review aus The Film Music Journal No. 21, 2000
Der Amerikaner Jerome Moross hat nicht sehr viele Filmkompositionen hinterlassen. Tony Thomas› Hollywoodkomponisten-Buch widmet einer Pappnase wie Fred Steiner ein ganzes Kapitel, läßt aber einen wichtigen Meister des lyrisch-dramatischen Fachs beiseite; desgleichen Christopher Palmer. Muß man also eine Lanze brechen für diesen hochbegabten Außenseiter? Keineswegs. Wer über einen längeren Zeitraum am Filmmusik-Sammelkarussell teilnimmt, stößt unweigerlich auf Kompositionen wie THE BIG COUNTRY oder THE WAR LORD. Auch THE CARDINAL (1963) dürfte nicht ganz unbekannt sein, zumal es die Fifth Continent-CD bereits 1987 gab. Nach einigen Jahren auf der Streichliste gibt es nun über einen anderen Lieferanten eine Neuauflage.
Nur eine gute halbe Stunde hat sich auf der CD eingefunden, davon einige Stücke als folkloristische Tanzmusik gestaltet. Ansonsten präsentiert Moross unentwegt sein außerordentlich feinsinniges Talent für lebendig orchestrierte Melodik, und seine Tonsprache repräsentiert auf unmittelbar kenntliche Weise die Americana-Tradition, hier aber um des Stoffes willen – Karriere und Konflikte auf dem Weg zum Kardinals-Job – mit einer mystisch «reinen» Aura umflort, was unerhörten, sinnlichen Reiz verströmt. Ein Protestant wird Moross nicht gewesen sein, dafür erlaubt er sich zuviel orchestrales Farbenspiel, zu viel vibrierende Geigenlust und betörenden Glockensound.
Ich habe den Film seit langer Zeit nicht gesehen und erinnere nicht, wieviel Musik es insgesamt darin gibt. Die vorliegende, möglicherweise reduzierte Auswahl empfiehlt sich jedoch ihrer durchweg eingängigen und schönen Stücke wegen – mit Nachdruck.
Matthias | 2000
THE CARDINAL
Jerome Moross
Preamble
36:25 | 10 Tracks