Blog #7: The Acolyte review bombing

Wikipedia schreibt zu Review Bombing:
«Als ‘Review Bombing’ werden meist viele negative Nutzerbewertungen bezeichnet, die als Reaktion auf eine unerwünschte Änderung bzw. Entwicklung in einem Medium wie einem Computerspiel oder einer Fernsehserie oder einer moralisch-verwerflichen Geschäftspraktik entstanden sind und die Produzenten zum Handeln auffordern sollen. Es wird nicht mehr die Gesamtleistung bewertet, sondern nur noch versucht das Produkt schlecht zu machen. Damit ist es eine Form des Shitstorm.»

Die Star Wars-Serie THE ACOLYTE litt ganz besonders unter «review bombing», ist aber nicht die erste Serie, der dies passierte – zweifellos aber eine der Populärsten, weil eben im Star Wars Universum angesiedelt. Noch ehe die erste Episode ausgestrahlt wurde, hagelte es 1 Stern Bewertungen auf den bekannten und grossen Portalen. Die erste Episode verrissen die klugen Podcaster und krankhaften Kommentarschreiber scheinbar mit Wonne und unglaublichem Hass. Die Serie war dem Untergang gewidmet noch ehe sie sich entwickeln konnte.

Diese Praxis ist verabscheuungswürdig, doch tragen all die Seiten wie imdb, cinemascore.com, die Influencer und Social Media Betreiber mit schuld, weil sie diese Praxis bisher ermöglicht haben – und weil sie auf den «Mitmacheffekt» von Usern angewiesen sind (Zahlen, Zahlen, Zahlen). Wir bei filmmusicjournal wollen keinen Mitmacheffekt, weil wir gar nicht die Zeit und Energie aufwenden möchten, bösartige Kommentare und ständige Selbstinszenierung zu kontrollieren.

Zurück zu THE ACOLYTE:
Ist die Serie denn wirklich so schlecht wie sie gemacht wird? Nein, im Gegenteil. Die Serie kann es mit der mittelmässigen OBI-WAN KENOBI und der wirklich nicht gelungenen THE BOOK OF BOBA FETT locker aufnehmen. Ja, sie zeigt die Jedis von einer anderen Seite, auch im Guten gibt es viel Schatten.

Ist THE ACOLYTE politisch korrekt?
Wen störts? Wenn die Story spannend ist und man auf die nächste Episode mit Spannung wartet, welche Rolle spielt es, was für eine Gesinnung hinter der Besetzung eines Charakters steckt – oder ob dieser im real life lesbisch, schwul, schwarz oder weiss ist? Sicher, wir leben in einer Welt, in der vieles, was in den 80ern erlaubt war, nicht mehr erlaubt ist – oder sofort zu einem Shitstorm führt. Und ja, manchmal ist es zuviel des Guten allen Parteien da draussen gerecht werden zu wollen.

In einem Forum für STAR WARS Figuren, in dem ich bis vor einem halben Jahr noch mitgelesen habe, wurde Kathleen Kennedy mehrfach und wiederholt beschimpft und als «The Witch» bezeichnet. Da fragt man sich schon, wohin das noch führen soll? Doch passt es zur aktuellen Situation, in der wir leben (müssen) mit Extremismus, Kriegen, Hass, Spinnern am Knopf der Macht.

Wer hat verloren?
Alle, die an THE ACOLYTE Spass hatten und sich auf die Fortsetzung dieser Serie gefreut haben. Daraus wird nichts, Disney hat sich dem Druck gebeugt, es wird nicht weitergehen. Hat die andere Seite, die Review bomber (in den Star Wars Filmen würden sie wohl alle der dunklen Seite der Macht angehören), also gewonnen? Nein, sie hat ebenfalls verloren, denn der Mut nicht nur Fanservice zu bieten, wird zukünftig noch dünner ausfallen.

Phil | 19.10.2024