The Son of Kong/The Most Dangerous Game

Review aus The Film Music Journal No. 26/27, 2001

John Morgan und William T. Stromberg legen von jeher eine besondere Vorliebe für Max Steiner an den Tag, und das vorliegende Album ist bereits die fünfte Steiner-CD innerhalb der Reihe mit klassischen Hollywood-Scores in Neuaufnahmen. Diesmal geht es um die Anfänge des Komponisten bei RKO, genauer gesagt die Jahre 1932/33, als Steiner seine leitmotivisch ausgerichtete Musikdramaturgie gerade erst entwickelte. THE SON OF KONG und THE MOST DANGEROUS GAME stehen hinsichtlich ihrer filmhistorischen Bedeutung gewiß hinter KING KONG zurück, doch zumindest THE MOST DANGEROUS GAME besitzt auch nach siebzig Jahren noch erheblichen Unterhaltungswert, wofür die nebligen Kulissen und das irrsinnige Spiel von Leslie Banks in der Rolle des Grafen Zaroff das ihre beisteuern.

Mit der Musik hingegen habe ich in beiden Fällen meine Schwierigkeiten, wobei THE MOST DANGEROUS GAME der spannendere Score ist. Gleich im «Main Title» wird das Jagd-Thema des Films durch einen Hornruf vorgestellt, mehrfach wiederholt und durch eine Beschleunigung in das Thema des Grafen Zaroff überführt. Als dieser am Flügel Platz nimmt, läßt er seinen russischen Walzer mit angemessener Melancholie erklingen. Dadurch prägt er sich ein und kann fortan bruchstückhaft verwendet werden. Die letzte Viertelstunde der hier berücksichtigten Stücke steht ganz im Zeichen der Jagd zwischen dem von Joel McCrea gespielten Helden und seiner Nemesis Graf Zaroff. Passend zu den jeweiligen Ereignissen dominieren entweder Actionstücke, grelle Akzente oder das Spiel mit den musikalischen Jagdklischees.

Auch in dieser Partitur schiebt Steiner zu viele schwach dissonierende Akkordblöcke mal abtaktig, mal synkopisch vor sich her, und so wirkt etwa die Begleitkulisse für den Schiffsuntergang recht austauschbar. Der Eindruck einer gewissen Schwerfälligkeit hängt aber auch mit dem Spiel der Moskauer Symphoniker zusammen, die offenbar nicht ihren besten Tag hatten. THE SON OF KONG fällt trotz seiner Assoziationen an KING KONG, die gleich im Vorspann beginnen, deutlich ab und gehört zu Steiners schwachen Abenteuermusiken. Die Eröffnung ist recht frisch und das Beste des Ganzen; danach vergeht allerdings eine Dreiviertelstunde ohne echte Höhepunkte. Steiner laviert sich mit Anklängen an die halbe Musikgeschichte zwischen Wagner und Ravel durch, ohne aber zu erinnerungswürdigen Formulierungen zu finden, wie man sie aus seinen besten Werken kennt.

Matthias  |  2001

The Son of Kong
The Most Dangerous Game
THE SON OF KONG/THE MOST DANGEROUS GAME

Max Steiner

Marco Polo

77:19 | 32 Tracks