SHE

Review aus The Film Music Journal No. 22/23, 2000

In diesem Abenteuerfilm von Merian Cooper entdeckt eine Expedition auf der Suche nach der Flamme des Lebens die geheime Unterwelt Kor, deren Herrscherin SHE seit Jahrhunderten auf die Rückkehr ihres Geliebten wartet. Während der Film – heute praktisch in Vergessenheit geraten – anno dazumal sehr viel Kritik einstecken musste, wurde Max Steiners Partitur aber von allen sehr gelobt. Am Rande sei hier noch vermerkt, dass der Maestro aufgrund von Zeitdruck – er schrieb acht bis neun Soundtracks pro Jahr -die Vertonung einiger Szenen, welche auf dem Silberling den Tracks 1 – 8 sowie 15 entsprechen, seinem Orchestrator Bernard Kaun übertrug. Im Gegensatz zu THE FLAME AND THE ARROW kann SHE nicht mit einer markanten und heiteren Hauptmelodie aufwarten, sondern zieht die Zuhörer mit seiner geheimnisvollen, abenteuerlichen und romantischen Atmosphäre in den Bann, welche einem in die exotische Fantasiewelt Kor entführt.

Eröffnet wird das Album durch das SHE Thema, für welches Max Steiner auf das legendäre 3-Noten Motiv aus King Kong zurückgriff und es einfach erweiterte. Bemerkenswert sind unter anderem die spritzige und rastlose Vertonung mit Holz und Streichern der Hundeschlittenfahrt in «To the Northern Rim/On to the Sugul» wie auch die furiose und überschlagende Action in «Avalanche», in dem ein atemberaubender, gewalttätiger Orchester-Sturm den Zuhörer mitreisst und erbarmungslos überrollt. Welch imposantes Klangfeuerwerk! Eine der eindrücklichsten Momente des Films ist sicherlich der erste Auftritt von SHE, den Max Steiner mit Harfe und wortlosem Chor untermalte, schmachtend ihr Thema wimmernd und vor Sehnsucht sich regelrecht verzehrend.

Aber auch «The Hall of Kings», die ballettähnlich vertonte Opferszene, offenbart einmal mehr Max Steiners grandioses Talent. Wie so oft unterstützt der gebürtige Wiener auch hier mit seiner Musik die Handlung auf der Leinwand. So vernimmt man beispielsweise gegen Ende des «Main Title» das Ticken einer Uhr oder in «Avalanche» das Getöse der herunter donnernden Eismassen. Höchst reizvoll ist übrigens die Zugabe «Demonstration Theme», eine Heimaufnahme einer frühen Version des SHE Themas, die im Film aber schlussendlich nicht verwendet wurde. Qualitativ schneidet diese Produktion etwas schlechter ab als die anderen, aber in Anbetracht des hohen Alters der Partitur von gut 65 Jahren kann man sich über gelegentliche Knacker und Rauscher wirklich nicht beklagen. Keinen Grund zur Kritik hingegen bietet das Booklet, welches mit 36 Seiten, unzähligen Bildern und Informationen die Käufer problemlos begeistern wird.

Patrick  |  2002

 

SHE

Max Steiner

FMA/MS 104

72:20 | 19 Tracks