Prince Valiant

Review aus The Film Music Journal No. 19, 1999

Zur Premiere seiner neuen „Golden Age Classics»-Serie bringt Lukas Kendall exklusiv in einer auf 3000 Stück begrenzten Auflage eine herausragende Filmkomposition des Jahres 1954 als Erstveröffentlichung unter die Leute: Franz Waxmans PRINCE VALIANT. Zuvor hatte es lediglich die Vorspannmusik sowie eine rund zehnminütige Suite in zwei Neueinspielungen gegeben. Schon immer schwante mir, wenn der Film im Fernsehen zu sehen war, daß durch diese erstmals von Charles Gerhardt aufgenommene Suite ein falscher Eindruck vom Wesen jener Partitur entstand. Die angeblichen Highlights lenkten nämlich die Aufmerksamkeit auf jene Teile, in denen Waxman vor allem in der Wagner- und Strauss-Nachfolge mit heroischen Themen für Blech und Streicher eingängiges Material lieferte. Als Vermarktungsstrategie legte der FSM-Produzent noch die Namen Korngold und Williams in die Waagschale, wohl wissend, daß nun auch skeptischere Sammler ausschließlich filmmusikalischer Ware angelockt werden würden.

Gewiß sind damit wichtige Verbindungslinien in die – von Waxman aus gesehen – Vergangenheit und Zukunft gesponnen. PRINCE VALIANT bietet jedoch mehr, und vor allem anderes. Wer mit der Gewißheit die Scheibe kauft, nun endlich auch im «Golden Age» schwelgen zu können, wird vermutlich nicht auf seine Kosten kommen. Denn zwischen den relativ überschaubaren Passagen großorchestalen Pomps breiten sich weitaus luzidere und «erwachsener» komponierte Flächen aus. Zwar gibt es das Thema für die Hauptgestalt «Prinz Eisenherz» immer mal wieder, und auch ein halbes Dutzend weiterer Einfälle, von Doug Adams dankenswerterweise im Frühjahrsheft des FSM eingehend besprochen und mit Notenbeispielen illustriert, melden sich zwischendurch. Aber diese Melodien und rhythmischen Motive sind bisweilen recht kompliziert und werden in sehr zurückhaltenden Instrumentierungen «aufgerufen».

In der Verknüpfung des Tonsatzes ähnelt PRINCE VALIANT allerdings Wagners musikdramatischen Konzepten weitaus mehr als Korngolds sprunghafter Technik, und man hat bisweilen den Eindruck, aus den zwei, drei Minuten langen Cues ließen sich auch langstreckensymphonische Gewebe konstruieren. Besonders gilt das für Waxmans kühnes Porträt des schwarzen Ritters Sir Brack (gespielt von James Mason), in dem die Spannungsbögen stark gedehnt werden. Dabei scheint das Ohr oft sehr weit entfernt vom Klangzentrum, welches in den Hintergrund gerückt wird. Waxmans PRINCE VALIANT verkörpert nun gerade nicht die musikalische Analogie zum Typus des «schweren Ölgemäldes», sondern bietet mit seinen kompakten wie fein verarbeiteten Teilen eines der perfektesten filmmusikalischen Werke seiner und jeder anderen Zeit.

Und wer noch zögert, weil eine Aufnahme von 1954 nicht allzu vielversprechend erscheint, der lasse sich besänftigen, denn die Bänder sind in hervorragender Verfassung mit klarem, räumlichem Stereosound erhalten. Viele Filmmusik-Fans haben bereits kundgetan, daß ihnen damit ein – teilweise jahrzehntealter – Wunsch erfüllt worden ist. Dem kann ich nur zustimmen und voller Begeisterung zum Kauf der CD raten.

Matthias  |  1999

PRINCE VALIANT

Franz Waxman

Film Score Monthly FSM

62:17 | 20 Tracks