Nosferatu-A Symphony in Horror

Review aus The Film Music Journal No. 15, 1998

Stummfilme sind für die meisten von uns gewiß ein Kuriosum, welches zumal bei Fernsehausstrahlungen fremd bleibt, erst recht wenn -wie immer noch üblich -das Filmmaterial mit viel zu hoher Bildfrequenz durchgehetzt wird und infolgedessen unfreiwillig komisch wirkt. Demgegenüber kann ein kollektives Stummfilmerlebnis mit Live-Begleitung wirklich aufregend sein. Friedrich W. Murnaus Draculafilm NOSFERATU – EINE SYMPHONIE DES GRAUENS (1922) besitzt auch heute noch genug Spannung und optische Reize, um sein Kinopublikum zu begeistern.

James Bernards Eignung für Gruselfilme muß wohl niemandem mehr erläutert werden. Erfreulich ist an der Neuaufnahme besonders, daß man sich seiner nach so langer Zeit erinnert hat, als eine Londoner TV-Station plante, ihre NOSFERATU-Präsentation mit einer neukomponierten Begleitmusik auszustrahlen. Da die verschiedenen NOSFERATU-Kopien unterschiedlicher Archive auch abweichendes Bildmaterial enthalten und wie gesagt mit divergierenden Spieldauern über die Bildschirme flimmern, kann man leider nicht die CD zu einer Videoaufzeichnung des deutschen Fernsehens verwenden, es sei denn für kurze Sequenzen. Hoffentlich wird eines Tages auch eine Kaufcassette dieser Fassung angeboten werden. Bernards Partitur gibt sich erwartungsgemäß traditionell und vermittelt zwischen Spätromantik und früher Moderne. Wie in seinen Dracula-Musiken vertonte er auch hier den Namen der Zentralgestalt als Viertonmotiv, während er die anderen Figuren meist mit zwei unterschiedlich charakterisierenden Motiven behängte, die dann je nach idyllischer oder gruseliger Tendenz der dramatischen Handlung changieren. Die atmosphärisch dichte Komposition schillert vielleicht nicht gerade, verbreitet aber eine nostalgische Anmut, von weicher sich die Hammer-/Bernard-Clique gewiss längst in mythische Ferne hat schicken lassen. Für das liebevoll ausgestattete Booklet müßte es eigentlich ein Extra-Plus geben…

Matthias  |  1998

 

NOSFERATU – A SYMPHONY OF HORROR

James Bernard

Silva Screen

63:14 | 14 Tracks